Guter Vortrag
Danke!
zu 4. und 5.: Die Informationen liegen offen und sind jedermann verfügbar (nicht veröffentlichte Informationen dürfen, wie du ja schon geschrieben hast, nicht für's Trading verwendet werden, frag mal den Rajaratnam von Galleon, lol).
Man kann natürlich unterschiedlicher Meinung sein. Für mich ist völlig klar, dass die Börse mit Abstand der intransparenteste Markt überhaupt ist. Transparenz erfordert nämlich nicht nur, dass alle die gleichen (nämlich veröffentlichten) Informationen haben, sondern auch, dass die Informationen vollständig sind. Und das sind sie bei Wertpapieren grundsätzlich nicht.
Das sind sie aber auch bei keinen anderen Gütern (am ehesten würde ich da eben den Markt für Bücher nennen).
Ich bin voll davon überzeugt, dass die Asymmetrie der Informationen bei keinen anderen Gütern so groß ist wie bei Wertpapieren. Die formalrechtlichen Einschränkungen des Insiderhandels, und erst recht die diesbezügliche Rechtspraxis halte ich für völlig wirkungslos. Auch die Veröffentlichungspflichten von Informationen sind in der Praxis unerheblich. Wer nicht alle Kontobewegungen und alle laufenden Verträge eines Unternehmens kennt, hat meiner Meinung nach nur marginale Information über die Firma und damit über die Aktie des Unternehmens. Eine Bilanz gibt zwar Informationen, aber nur sehr wenige.
Ist einfach meine Meinung.
Dass die Informationen nicht für jeden den gleichen Wert haben, ändert m.E. auch nichts daran, dass der Markt transparent ist;
Transparenz = Jeder Teilnehmer hat Zugang zu den gleichen Informationen.
Es hat aber nicht jeder Zugang zu den gleichen Informationen. Der Nachbar eines VW-Mitarbeiters hat mehr Informationen als der, der nur Zeitung, Fernsehen und Internet zur Verfügung hat.
Transparenz bedeutet ja nicht, dass alle Marktteilnehmer die Informationen gleich gut verwerten können.
Das stimmt, trifft aber mMn nicht auf die Börse zu, weil es objektiv betrachtet sehr starkt variierende Informationsversorgung gibt. Schließlich dürfen ja Vorstände und Mitarbeiter Aktien des eigenen Unternehmens besitzen. Sie dürfen nur nicht kurz vor Hiobsbotschaften, die noch nicht veröffentlicht wurden, ihre Anteile verkaufen bzw. im umgekehrten Fall kaufen.
Speziell zu Punkt 5: Ein Kleinanleger, der bei einer Bank ein Produkt kauft, ist letztendlich kein Marktteilnehmer an der Börse mehr; das ist ein anderer Markt...
Das ist Ansichtssache. Jedenfalls haben auch diese Käufe eine sehr starke Wirkung auf die Börse. Es ist ja nicht so, dass ich meinen Bankberater beauftragen kann, mir um 10 Mio. Euro VW-Aktien zu kaufen, und der kauft dann statt dessen Aktien von Bayer. Er muss den Kauf tätigen, wenn er auch zeitlichen und vielleicht auch preislichen Spielraum hat.
Aber unabhängig davon ging es mir bei Pkt. 5. um persönliche Präferenzen. Und der Fall Madoff ist dafür ein wunderbares Beispiel. Da haben viele Prominente mit persönlichen Kontakten zu ihm ihr Geld verzockt. Und das nicht, weil sie ihn einfach beauftragt haben, konkrete Werpapiere zu kaufen, sondern weil sie ihm persönlich vertraut haben und Geld gegeben haben, das (wohl nur teilweise ) in den Aktienmarkt geflossen ist. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Preise von den betroffenen Wertpapieren gehabt ... alles wegen persönlicher Präferenzen, die es auf einem "vollkommenen Markt" nicht geben sollte.
...und: Aktionärsaktivismus ist auch transparent, weil das ganze über Preise oder Gerüchte geregelt wird, welche ja allen Marktteilnehmern auch bekannt sind (Gerüchte/Reden eines Investoren-Sprechers usw. vielleicht nicht unbedingt, da hast du Recht).
Auch da ging's mir nicht um Transparenz. Die ist bei solchen feindlichen Übernahmen möglicherweise gar nicht so schlecht.
Nein, da ging's ebenfalls um Präferenzen. Wenn auf einem Markt einer ganz gezielt die letzten Kartoffeln kauft (obwohl er z.B. selbst schon mehr als genug hat), nur um seinem missliebigen Nachbarn, der noch auf der Suche nach Kartoffeln ist, eines auszuwischen, dann ist das ebenfalls kein vollkommener Markt. Weil es um persönliche Präferenzen geht.
Das ist mMn eben auch an der Börse nicht selten der Fall. Es gibt eben feindliche und freundliche Übernahmen. Alleine die die Begriffe "feindlich" und "freundlich" sind schon deutliche Zeichen von Präferenzen.
mfG
Gonzo