(RTRS) FOKUS 2-"Newsweek" - Haben uns bei Koran-Bericht geirrt
(neu: Reaktionen aus moslemischer Welt, US-Militärsprecher)
Washington, 16. Mai (Reuters) - Das US-Magazin "Newsweek"
hat sich bei seinem Bericht über eine Koran-Entweihung im
US-Gefangenenlager Guantanamo nach eigenen Angaben geirrt. Dies
schreibt das Magazin in seiner neuen Ausgabe und entschuldigt
sich zugleich bei den Opfern der gewaltsamen Protesten, die der
Bericht vor allem in Afghanistan ausgelöst hatte.
Das Magazin sei in seinem Bericht ungenau gewesen, wonach
US-Ermittler bestätigt hätten, dass in dem Gefängnis auf Kuba
der Koran die Toilette heruntergespült worden sei, erklärte
"Newsweek"-Herausgeber Mark Whitaker am Sonntag. "Wir bedauern,
dass wir uns bei einem Teil unserer Geschichte getäuscht haben",
schrieb Whitaker. Moslems in Pakistan und Afghanistan reagierten
zurückhaltend. Sie warfen den USA vor, das Magazin zum Rückzug
des Artikels gedrängt zu haben.
Der Bericht hatte weltweit vor allem unter Moslems Empörung
ausgelöst; in Afghanistan kam es zu gewaltsamen Protesten, bei
denen 16 Menschen starben und mehr als 100 verletzt wurden. Auch
in Pakistan, Indonesien und im Gaza-Streifen waren Menschen auf
die Straße gegangen. Ägypten, Saudi-Arabien, Bangladesch,
Malaysia und die Arabische Liga verurteilten eine Entweihung des
Korans.
Das Magazin berichtet nun, die Informationen für den Bericht
seien von einer "gut unterrichteten Regierungsquelle" gekommen,
die "Newsweek" unter Hinweis auf einen Militärbericht gesagt
habe, dass Vernehmungsbeamte den Koran in Guantanamo Bay auf
Kuba auf Toiletten ausgelegt und mindestens ein Exemplar
heruntergespült hätten. Damit hätten Gefangene zum Reden
gebracht werden sollen. Der Informant habe dem Magazin später
gesagt, er könne sich nicht mehr sicher sein, dass in dem
zitierten Militärbericht von dem Vorfall die Rede gewesen sei.
Vielleicht habe er stattdessen davon in anderen
Ermittlungsdokumenten oder Entwürfen gelesen.
Whitaker sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er wisse
nicht, ob sich der berichtete Koran-Vorfall auf der Toilette
überhaupt jemals ereignet habe. "Ob so etwas jemals passierte,
wir wissen es einfach nicht", sagte er. "Wir sagen nicht, es ist
auf jeden Fall passiert, aber wir können auch nicht sagen, dass
es auf keinen Fall passierte."
MOSLEMS REAGIEREN MIT SKEPSIS
Ein moslemischer Geistlicher, der den USA zusammen mit
anderen am Sonntag die Ausrufung eines Heiligen Krieges
angedroht hatte, bekräftigte die Drohung. "Wir werden uns davon
nicht täuschen lassen", sagte Mullah Sadullah Abu Aman Reuters
in Nordafghanistan. "Dies ist eine Entscheidung Amerikas, sich
selbst zu retten. Sie kommt angesichts amerikanischen Drucks.
Selbst ein gewöhnlicher, analphabetischer Bauer versteht dies
und wird es nicht akzeptieren", sagte er. Die Gruppe um ihn
hatte die USA aufgefordert, die US-Ermittler auszuliefern, die
dem Bericht zufolge den Koran entweihten. Andernfalls wollte sie
zum Heiligen Krieg gegen die USA aufrufen.
Auch andere Afghanen reagierten mit Skepsis. "Es ist nicht
akzeptabel, dass das Magazin jetzt sagt, es hat einen Fehler
gemacht", sagte ein 42-jähriger Journalist aus Dschalalabad im
Osten des Landes. "Keiner wird es akzeptieren." Auch ein
Sprecher der radikal-islamischen Taliban sah die USA als
Drahtzieher hinter dem Rückzug.
Ein US-Militärsprecher in Kabul wies die Vorwürfe jedoch
zurück. Auf "Newsweek" sei keinerlei Druck von Seiten der USA
ausgeübt worden. "Jede Missachtung des Korans sowie von
Religionen wird von unserer Kultur und unseren Werten nicht
toleriert", sagte er. Das US-Verteidigungsministerium hatte den
Bericht bereits zuvor als falsch zurückgewiesen. Vorwürfe
ähnlicher Art seien bereits untersucht und als "nicht
glaubwürdig" eingestuft worden.
kes/bob
Die irren sich ziemlich häufig......
Wastel