Erwerbslosenquote - wirtschaftliches Wachstum

  • Hallo,

    ich habe 3 Fragen:
    1. Frage:
    "Ein Anstieg der Erwerbslosenquote in einer Volkswirtschaft kann durchaus von wirtschaftlichem Wachstum begleitet sein". Ist diese Aussage richtig, falsch oder nicht eindeutig falsch bzw. richtig. Warum????

    2. Frage:
    Der Zielsetzung "hoher Beschäftigungsgrad" ist eine größere Bedeutung zuzumessn als der der "Preisniveaustabilität". Richtig, falsch oder beides. Warum???

    3. Frage:
    Eine angebots-orientierte Witschaftspolitik lässt sich nur schwer mit dem Streben nach gerechter Einkommensverteilung vereinbaren. richtig, falsch oder beides? Warum???

    Bitte helft mir. Ich bin in VWL wirklich keine Leuchte und verzweifle an diesen Aufgaben

    Vielen Dank

  • Ein Anstieg der Erwerbslosenquote in einer Volkswirtschaft kann durchaus von wirtschaftlichem Wachstum begleitet sein.

    Diese Aussage ist richtig, wie folgendes Beispiel zeigt: Kapitalintensivierung und Rationalisierungsmaßnahmen haben in der Vergangenheit zur Entlassungen geführt und die Arbeitslosenquote ansteigen lassen. Gleichzeitig konnten die Unternehmen allerdings höhere Gewinne realisieren, z.B. in dem sie im Ausland abgesetzt haben, welche als wirtschaftliches Wachstum verstanden seien. Während das Lohneinkommen gesunken ist, ist das Kapitaleinkommen übermäßig gestiegen. Das Gesamteinkommen ist gewachsen. Hätte die Frage eine ceteris-paribus-Klausel enthalten, wäre sie nicht eindeutig zu beantworten gewesen.

    Der Zielsetzung "hoher Beschäftigungsgrad" ist eine größere Bedeutung zuzumessn als der der "Preisniveaustabilität". Diese Aussage ist richtig und falsch zugleich. Um eine Wertung vornehmen zu können, welche der beiden Zielsetzungen bedeutungsvoller ist, muss man die Perspektive beachten. Ein Z.B. würde die (wählerstimmenmaximierende) Politik der Vollbeschäftigung einen hohen Stellenwert zusprechen. Arbeitslose sind verärgerte Wähler. Sie gilt es zu befriedigen, auch mit inflationsverursachender Kreditaufnahme, wie es Keynsianer sehen. Der Einzelhandel würde jedoch eher der Preisniveaustabilität den Vorzug geben. Denn die ständige Neuauszeichnung der Produkte ist mit vermeidbaren Kosten verbunden.

    Eine angebots-orientierte Witschaftspolitik lässt sich nur schwer mit dem Streben nach gerechter Einkommensverteilung vereinbaren. Diese Aussage ist ebenfalls sowohl richtig als auch falsch. Ebenfalls wird hier die Perspektive gesehen. Erschwert wird die Bewertung zudem durch den nicht festgelegten Begriff nach gerechter Einkommensverteilung. Es gibt zwei Arten von Verteilung: die Primärverteilung durch den Markt und die Sekundärverteilung durch staatliche Transfers. Exemplarisch soll das folgende Beispiel die unterschiedlichen Verteilungsforderungen und Gerechtigkeitsauffassungen zeigen.
    Jeweils ein leistungsstarker und -schwacher Haushalt bieten Arbeit an. Erstgenannter bevorzugt die Primärverteilung und vertritt die Auffassung der Leistungsgerechtigkeit. Staatliche Transfers würden für ihn eine Mehrbelastung durch Steuern bedeuten. Umgekehrt verhält es sich mit dem leistungsschwachen Haushalt. Er bevorzugt die sekundäre Staatsverteilung und empfindet eine annähernd Gleichverteilung gerecht.

    Ich hoffe das ist einleutend. Für Rückfragen ist immer Zeit.

  • Ich studieren zwar noch kein VWL aber zur Frage 1 mal ein kleiner Beitrag:
    Wenn z.B. ein gravierender technologischer FOrtschritt stattfindet, der zur einer grösseren Automatisierung führt und damit menschliche Arbeitskräfte durch Maschinen ersetzt, würde das meiner Meinung nach zum Anstieg der Arbeitslosenzahl bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum führen können.

    Oder schon bestehende Maschinen können verbessert werden und damit z.B. die Anzahl der für ihre Bedienung notwendigen menschlichen Angestellten verringert werden.

    Oder generell können Arbeitsroutinen effizienter gestaltet werden und damit kann ein Teil der Arbeitskräfte eingespart werden bei gleichzeitigem Anstieg der Effizienz.

    Das wären so ein paar Gedanken :)

  • Ich kann auch nur sagen: danke, danke, danke!

    Die Fragen in den Econ Heften sind aber auch immer total ätzend. teilweise sehr verwirrend geschrieben, alles immer nur schwammig. Zum Glück ist dieses Heft das letzte aus diesem Fach für mich.

    :yeah:

    Gruß
    Maike

  • Der Zielsetzung "hoher Beschäftigungsgrad" ist eine größere Bedeutung zuzumessn als der der "Preisniveaustabilität". Diese Aussage ist richtig und falsch zugleich. Um eine Wertung vornehmen zu können, welche der beiden Zielsetzungen bedeutungsvoller ist, muss man die Perspektive beachten. Ein Z.B. würde die (wählerstimmenmaximierende) Politik der Vollbeschäftigung einen hohen Stellenwert zusprechen. Arbeitslose sind verärgerte Wähler. Sie gilt es zu befriedigen, auch mit inflationsverursachender Kreditaufnahme, wie es Keynsianer sehen. Der Einzelhandel würde jedoch eher der Preisniveaustabilität den Vorzug geben. Denn die ständige Neuauszeichnung der Produkte ist mit vermeidbaren Kosten verbunden. Ich hoffe das ist einleutend. Für Rückfragen ist immer Zeit.

    Das ist wirklich grober Unfug! (Ironie-Modus AN) Was macht denn der Einzelhändler, wenn die Rohstoffpreise steigen? Nehmen wir ruhig an, dass die Personalkosten auch noch steigen - dann legt er mit Sicherheit sehr zufrieden 2 Euro oben drauf. Er bevorzugt schließlich die Preisniveaustabilität. (Ironie-Modus AUS)

  • Hi all,

    kurze Antwort zu den Fragen (man kann das sicher anders sehen, aber nur schwer begründen):

    1. Richtig, weil Arbeitskräfte, die durch Maschinen ersetzt werden nicht innerhalb weniger Stunden ihr Know-How ändern können.

    2. Falsch. Welchen Sinn hat ein hoher Beschäftigungsgrad, wenn Gehälter durch Inflation abgewertet werden? (Btw: Der Professor mag etwas anderes behaupten, in dem Fall gilt es, dessen Argumentationslinie zu verfolgen).

    3. Ich weiss nicht, was hier mit 'angebots-orientiert' gemeint ist, ich vermute mal: Alles - Keynes.
    Es gibt definitiv einen Trade-off zwischen Effizienz und Vermögensverteilung (das ist kein Zufall: die Effizienz ist das Ergebnis individuellen Handelns von Leuten, die mehr verdienen wollen als der Durchschnitt).
    Grundsätzlich würde ich sagen: Richtig.


    @ Kirsche: Du hast recht, ich hatte das oben erwähnt: Arbeiter werden dann durch Maschinen ersetzt, wenn es billiger ist. Die Arbeitslosen sterben dann aber nicht, sondern können etwas anderes machen, was den gesamtwirtschaftlichen Output erhöht, weil nicht nur ihr alter Job durch Maschinen getätigt wird, sondern nocht etwas dazu kommt.
    Technischer Fortschritt ist langfristig die einzige Möglichkeit, wie Wirtschaftswachstum entstehen kann, und das kann diverse Formen annehemen; z.B. auch ein Auto, das nur 1l Sprit auf 100 km verbraucht, was Ressourcen freisetzt, die anderweitig eingesetzt werden können.

    Das Problem der Arbeitslosigkeit besteht darin, dass Menschen sich nicht schnell genug an Märkte anpassen können.


    Das ist die ökonomische Analyse, politikfrei. Wie man solche Probleme lösen kann ist ja seit jeher ein Streitthema.