Praktikum in Dublin

  • Ich habe für 3 Monate ander Dublin HD gearbeitet. Für das Praktikum war ich in einemneuropsychologischen Forschungsteam untergebracht. IhrForschungsschwerpunkt liegt auf Wirksamkeitsstudien von BrainTrainings in ganz verschiedenen Altersgruppen. In den 3 Monaten indenen ich an der DHD gearbeitet habe, gab es aktuell leider keineStudie in deren Rahmen ich hätte rekrutieren, screenen oder testenkönnen. So war ich stattdessen für die Auswertung und Koordinationbereits erhobener Daten verantwortlich. Ich war in einem Teammehrerer Praktikanten bzw. Forschungsassistenten dafür zuständig,große Datenmengen aus 2 multizentrischen Studien mit SPSSauszuwerten und die Ergebnisse kurz darzustellen. Teilweise habe ichauch organisatorische Aufgaben übernommen. Zudem habe ich einigeLiteraturrecherchen durchgeführt und kurze Reviews zu verschiedenenThemen verfasst. Ich habe in einem großen Büro mit einer deutschenund einer amerikanischen Praktikantin gearbeitet, was sehr nett war.Außerdem saßen in dem Büro auch zwei irische Studenten, sodass wiruns auch mit denen etwas austauschen konnten. Mittags sind wir immeralle gemeinsam in die Kantine gegangen. Tee konnte man den ganzen Tagüber in der kleinen Küche in unserer Abteilung kochen – typischirisch, ohne Tee geht gar nichts. Der Tee passt auch zur irischenArbeitsmoral. Alles wird wirklich sehr locker gehandhabt. Ich habeimmer erst um 9:30 Uhr anfangen müssen und man konnte zwischendurchgerne mehrere Pausen einlegen. Wenn ich einen Tag frei wollte, z.B.wegen Besuch, so war das überhaupt kein Problem. Die Iren sindwirklich ein ganz liebes, herzliches und freundliches Volk und es warimmer Zeit für einen netten Plausch.

    Ich muss ehrlichgestehen, dass mich die Arbeit in dem Projekt etwas enttäuscht hat.Ich kam mir zeitweise eher wie eine wissenschaftliche Hilfskraft vor,die einfach Arbeit weggeschafft hat, allerdings eben ohne Bezahlung.Wir fühlten uns etwas isoliert und eher nicht so gut integriert. Daslag aber wie gesagt sicherlich auch daran, dass gerade Ferien waren.Eigenverantwortlich durften wir schon arbeiten, aber dieAnforderungen waren auch nicht gerade sehr hoch, sodass das wirklichnicht schwierig war. Die Zusammenarbeit hat gut funktioniert, unteruns Praktikanten sowieso und unserer Betreuerin konnten wir jederzeitFragen stellen. Ich muss zugeben, dass es außerdem nicht gerade derbeste Zeitpunkt ist, so ein Praktikum nach dem Diplom zu machen. Ichhätte dieses Praktikum nach dem Vordiplom sicherlich als sehrwertvoll empfunden.

    Alltag und Freizeit:
    Dublin ist eine sehr faszinierende Stadt. Es leben sehr vielejunge Menschen dort und es gibt wie ich finde unheimlich viel zuentdecken. An vielen Orten sieht es heruntergekommen aus, doch dasgehört dazu. Irland war lange sehr arm und ist nun mitten in derWirtschaftskrise. Es gibt aber viele wunderschöne Gebäude, Brückenund Stimmungen, dazu einige moderne und wirklich gut gelungenearchitektonische Highlights (z.B. die Samuell Beckett Bridge in denDocklands). Ich bin wahnsinnig gerne durch diese kitschige undlebendige, jedoch keineswegs hektische Stadt gelaufen und habe michvon der Atmosphäre begeistern lassen. Gerade das AusgehviertelTemple Bar und die Sträßchen rund um Grafton Street sind sehrschnuckelig mit vielen süßen Cafes (Bewleys Cafe!), interessantenund ausgefallenen Läden und Pubs (Porterhouse, Fitzsimmons, TheGlobe etc.). Leider ist wirklich alles sehr teuer. Aber die Pubs sindmeistens wunderschön und das Cider sehr lecker. Was mich sehrbegeistert hat, ist die viele Musik, die in den Pubs allabendlichgespielt wird. Es gab sehr traditionelle Bands, doch auch ganzmoderne und ausgefallene Sachen, mit dem ein oder anderenaußergewöhnlichen Stimmchen. Die Clubs sind alles recht teuer, dochdie braucht keiner, denn es gibt viele Kneipen mit Bühne undTanzbereich (z.B. The Mezz), das macht viel mehr Spaß. Außerdem istDublin ein Shopping-Paradies. In Dublin sind alle Nationalmuseen und-bibliotheken umsonst, sodass man die sich alle angucken kann. Diemeisten sind auch wirklich gut, in einem gibt es Moorleichen zubesichtigen, im anderen Picasso und Matisse. Auch sehenswert ist dasKilmainham Goal, in dem man viel über Irlands turbulente Geschichteerfahren kann. Außerdem ist das Book of Kells ein Muss für jedenBesuch in Dublin, die zugehörige Bibliothek versetzt den Besucher ineinem Harry Potter Film. Auch die Parks, wie St. Stephens Green,Phönix Park (dafür sollte man sich am Eingang ein Rad ausleihen)oder Merrion Square sind schön. Was Ausflüge in die Umgebungangeht, kann ich Howth wärmstens empfehlen. Die Halbinsel gehörtnoch zu Dublin dazu und ist mit Bus oder Dart gut erreichbar. Dortbekommt man alles geboten, was man sich von einem Wochenende inIrland vorstellt. Ein süßer Fischerhafen, wunderschönesaftig-grüne Inseln, ein Wochenendmarkt, eine verwilderte Küste mitvielen schönen Wandermöglichkeiten, ein Kirchenruine, ein Schlossund die besten Fish & Chips der Stadt. Weitere Tagesausflügekann man mit der Dart nach Malahide machen und von dort nachPortmarnock an den Strand laufen, nach Dalkey fahren oder nachGreystones und von dort nach Bray wandern. Außerdem sollte mannatürlich Galway, Connemara und die Klippen von Moher an derWestküste nicht verpassen, dafür braucht man aber mehrere Tage zurVerfügung. Mit Gobus kann man für 10 Euro nach Galway fahren.

    Fazit:
    Alles inallem hatte ich dank World of Xchange eine tolle Zeit in Dublin. Ichbin mit vielen wertvollen Erfahrungen heim gereist und sicher, dassich einmal wiederkommen werde. Ich hatte zwar etwasStartschwierigkeiten und war mit dem Praktikum nicht so ganzzufrieden, doch alles keine schwerwiegenden Dinge. Ich kann Dublinjedem empfehlen, der an Irland, der Geschichte und den Menscheninteressiert ist. Man sollte sich jedoch nicht das kleineschnuckelige Irland vorstellen, denn das gibt es nur an manchen Eckenund eher weniger in Dublin. Doch die Stadt ist so vielseitig undspannend, sie hat eine ganz eigene Schönheit. Und auch dieunheimlich netten Menschen, machen einen Aufenthalt in diesem Land zuetwas besonderem. Und ich denke, wenn man nicht gerade zu einerungünstigen Zeit in ein Unternehmen kommt, sondern dann wenn auchspannende Aufgaben zu tun sind, dann ist es der perfekte Ort für einAuslandspraktikum. Das Wetter ist gar nicht so schlimm, wie manannimmt und man ist nicht allzu weit weg, so dass man sich auch überBesuch aus der Heimat freuen kann. Das Leben ist teuer, aber etwasganz besonderes. Die Sprache ist zu Anfang nicht ganz einfach zuverstehen, doch sehr melodiös und von rauer Schönheit. Ich binfroh, dort gelebt haben zu dürfen und wundervolle Menschenkennengelernt zu haben. ‘Tis wunderful!