Behandlung des Disagio bei finanziell angeschlagenen Unternehmen

  • hallo, ich bin neu hier und hoffe mir kann jemand helfen.
    Ich habe hier folgende Aufgabe und bin mir unsicher, wie ich das Disagio bei einem finanziell angeschlagenen Unternehmen behandeln soll.

    1. Als Aufwand der Periode oder
    2. Einen aRap ansetzen und jährlich um planmäßige Abschreibung mindern?

    Ich bin mir unsicher, was genau bei einem angeschlagenem Unternehmen getan werden muss. Ist es da von Vorteil, wenn man es als Aufwand antizipiert um so absichtlich den Gewinn zu mindern? Oder ist eben das bei einem angeschlagenem Unternehmen gerade falsch?

    Ich poste hier nochmal die Aufgabe und die Buchung, die ich vornehmen würde wenn ich es als aRAP ansetze.

    Die X-GmbH bekommt einen kredit zum 1.10.01 über 1.600.000 € der zu 95% ausgezahlt wird. Die Zinsen betragen 10% und sollen immer zum 30.9 eines jeden Jahres überwiesen werden. Der Kredit geht über 5 Jahre und die Summe wird in einem am Ende der 5 Jahre überwiesen
    Der GmbH geht es finanziell nicht gut. Wie sehen die Buchungssätze für 01 und 03 aus?

    Also am 01.10.01 buche ich zunächst mal:

    Bank 1.520.000 € + aRAP 80.000 € an Verbindlichkeiten 1.600.000 €

    außerdem die Zinsen für Oktober, November und Dezember 01:

    da für 5 Jahre 160.000€, 1 Jahr = 32.000 € und dementsprechend 3 Monate: 8.000 €

    Zinsaufwand an Bank 8.000 €

    Und in 03:
    Verbindlichkeiten an Bank 1.600.000 €, sowie
    Zinsaufwand an Bank 26.666,67 € (da ja von Januar bis Ende September noch Zinsen auf das Jahr 03 entfallen)


    Stimmen meine Überlegungen so? Wäre super lieb, wenn mir da jemand von euch kurz weiterhelfen könnte!

    Dankeschön und liebe Grüße,
    Steffi

  • Hey Gast!
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  • Also zunächst mal bin ich mir bei Deiner Zinsberechnung nicht sicher. Normalerweise wird der Zinssatz immer per anno angegeben. Das würde bedeuten: jedes Jahr 10 % und nicht nur einmal für fünf Jahre. Dementsprechend wäre Dein Zinsaufwand natürlich höher. Gibt es da vielleicht eine Vergleichsaufgabe im Heft zu?
    Außerdem passt irgendetwas mit Deinem Darlehenszeitraum nicht. Bei fünfjähriger Laufzeit ist das Darlehen erst in 2006 zurückzuzahlen, nicht in 2003. In 2003 wären lediglich Zinsen zu buchen (und je nach dem Auflösung des RAP). Man bucht das Darlehen auch nicht einfach auf Verbindlichkeiten sondern auf ein separates Darlehenskonto
    Bezüglich des Disagios besteht handelsrechtlich ein Wahlrecht für Aktivierung oder Aufwand, steuerrechtlich besteht aber eine Aktivierungspflicht. Die meisten Unternehmen erstellen eine Einheitsbilanz (also Handels- und Steuerbilanz in einem). Da steuerrechtlich aktiviert werden muss wird dann handelsrechtlich auch aktiviert. Im Falle einer angeschlagenen Unternehmung kommt es darauf an, was das Unternehmen mit seinem Jahresabschluss zum Ausdruck bringen will. Wenn das gesamte Disagio als Aufwand gebucht wird verschlechtert sich das Ergebnis noch mehr. Für Außenstehende, die sich die Bilanz ansehen, macht das kein gutes Bild. Dies kann man allerdings auch nicht verallgemeinern. Da für einen Abgrenzungsposten eine Anhangsangabe notwendig ist wird eine Bank z. B. die wahre Geschäftslage auch so erkennen.

  • Also erstmal danke für deine Antwort!
    Du hast recht, die Rückzahlung erfolgt ja laut Aufgabenstellung erst in 2006.
    Es handelt sich hierbei um eine alte Klausuraufgabe, die ein Kommolitone noch so einigermaßen wusste und dann aufgeschrieben hat. Daher kann auch die Angabe p.a. hinter den 10% verloren gegangen sein, macht aber auf jedenfall sinn wie du das sagst!

    Das mit 2003 in der Aufgabenstellung müsste aber korrekt sein, nur meine Buchungssätze für das Jahr sind dann falsch.

    Meine tatsächlichen Buchunssätze wären ja dann:

    2001:
    - Bank 1.520.000 € + aRAP 80.000 € an Verb. ggü. Kreditinstituten 1.600.000 €
    - Abschreibung auf aRAP an aRAP 4.000 €
    - Zinsaufwand an Bank 40.000 €

    2003:
    - Abschreibung auf aRAP an aRAP 16.000 €
    - Zinsaufwand an Bank 160.000 €

    Und die Verbindlichkeiten ggü. Kreditinstituten i.h.v. 1.600.000 € bestehen immernoch und werden erst in 2006 getilgt.

    Findest du, dass es so stimmt?

    Danke nochmal,
    liebe Grüße
    Steffi

  • Wenn die Zinsen immer erst zum 30.09. eines Jahres gezahlt kann die Buchung zum 31.12.01 nicht lauten: Zinsaufwand an Bank. Es liegt ja noch kein Zahlungsmittelabfluss vor. Du müsstest buchen: Zinsaufwand an Verbindlichkeiten.
    Ein Disagio ist wie zusätzlicher Zinsaufwand zu sehen. Die (Teil-)Auflösung des Disagios buchst Du demzufolge: Zinsaufwand an Disagio (in 2001 und 2003)
    Den Zinsaufwand in 2003 musst Du auch etwas anders buchen. Am 30.09. hast Du eine Bankbelastung in Höhe von 160.000 Zinsen für den Zeitraum 01.10.02 bis 30.09.03. Davon stehen 40.000 bereits auf dem Konto Verbindlichkeiten, die Du per 31.12.02 abgrenzen musstest. Also buchst Du per 30.09.03: Zinsaufwand 120.000 und Verbindlichkeiten 40.000 an Bank 160.000. Per 31.12.03 musst Du wieder den Zinsaufwand vom 01.10. bis 31.12. erfassen: Zinsaufwand an Verbindlichkeiten (wie in 2001).
    LG, Luckygirl