Hallo,
ich bin soeben beim Thema fixierte Wechselkurse angelangt.
Die Annahme ist folgende: Im Ausland z.B. Dänemark herrscht eine höhere Inflationsrate als bei uns im europäischen Währungsraum.
Die Folgen sind:
1.) Nachfrage nach Dänischen Kronen (Dkr) wird sinken da die erhöhten dänischen Güterpreise Konsumenten abschrecken (Bsp. dänischer Käse steigt im Preis um 10%, wobei deutscher Käse konstant bleibt)
2.) Die Dänen importieren mehr deutschen Käse.
3.) Das Angebot an DKr in Deutschland steigt da Käse nach Dänemarkt exportiert wird.
4.) Die Nachfrage nach dänischem Käse geht zurück weil weniger Käse von dort importiert wird.
Bei fixierten Wechselkursen wird der Wechselkurs (€ pro DKr) bis zum unteren Interventionspunkt abfallen (das ist die Preisuntergrenze für die Währung) und es entsteht ein Angebotsüberhang an dänischen Kronen. Die EZB kauft nun die am Markt übrig gebliebenen dänischen Kronen gegen Euro auf (es entstehen dadurch Währungsreserven bei der EZB)
Bitte berichtigt mich, falls ich einen Gedankenfehler habe, denn jetzt komme ich zu meinem eigentlichen Problem.
Da die EZB dänisiche Kronen kauft und mit Euro bezahlt schöpft sie neues Geld (Euro). Dies erhöht die Angebotsmenge (Geldmenge) an Euro. Das Preisniveau in Dänemark ist höher als das in Deutschland (die Inflationsrate ist wie gesagt höher). Dies führt zu einem Leistungsbilanzüberschuss in Deutschland und dies wiederum führt zu einer Steigerung der Euro-Geldmenge (aber wieso?)!
Folge hiervon sind ein erhöhtes Preisniveau im Inland (importierte Inflation)
Ein Leistungsbilanzüberschuss bedeutet doch, dass ein Land mehr Waren und Dienstleistungen exportiert als es vom Ausland importiert. Demnach müsste der Nettokapitalabfluss (von Inländern erworbene ausländische Aktiva abzüglich von Ausländern erworbene inländische Aktiva) bei einem Leistungsbilanzüberschuss steigen (nach der Regel: Nettoexporte = Nettokapitalabfluss). Steigen die Netto exporte muss demnach der Kapitalabfluss ebenso ansteigen.
Wenn mehr Kaptial aus Deutschland (europäischen Währungsraum) abfließt wieso steigt dann die Geldmenge an Euro???? Was passiert nun mit der Geldmenge bei einem Leistungsbilanzüberschuss? Ich verstehe nicht wieso die Geldmenge bei einem Leistungbilanzüberschuss ansteigen soll.
Vielleicht habe ich das Thema Zahlungsbilanz auch noch nicht richtig verstanden.
Bitte gebt mir einige Gedankenanstöße.
Grüße Stag
Fixierte Wechselkurse + Importierte Inflation
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Stagnation -
30. Juni 2009 um 16:00 -
Erledigt
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Bin selbst auch kein Experte, aber hier ein paar Ideen:
Übrigens auf Wikipedia wird auch einiges zum Thema erklärt.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Importierte_Inflation)
1. Könnte ja sein, das die importierten Produkte notwendig sind. Z.B. Öl aus Saudi-Arabien, oder Kleidung aus China. Wenn die Weltmarktpreise für Öl oder die Löhne und damit die Kleiderpreise in China hochgehen und beides hier noch genauso gekauft wird wie bisher, und der Wechselkurs von KSA oder china nicht im selben Maße runtergeht, dann geht in D über den Warenkorb und Rohstoffpreise der CPI auch hoch.
2. Ich denke deine Grundidee von Nettoexport = Kapitalabfluss (bzw. Erhöhung der Nettoaktiva im Ausland) ist richtig. Aber die Geldschöpfung der EZB hat damit ja gar nichts zu tun. Ausserdem hast du keine freien Märkte. Ich glaube was du mit Euroland, Dänemark beschreibst, passiert in der Realität mit China, USA.
Die Chinesen haben einen Nettoexport in die USA. Die US-Importeure kaufen Renminbi und verkaufen dafür USD. Um den Wechselkurs zu halten verkauft die Chinesische ZB neugeschaffene Renminbi und kauft damit USD.
Und ich glaube, um das zu verhindern, was du beschreibst, "immunisieren" oder "neutralisieren" die chinesischen Zentralbanker nun den Effekt. Dies machen sie, indem sie im selben Maße, wie sie USD kaufen, chinesische Wertpapiere verkaufen. (Die Chinesen nehmen ihre Yuan und kaufen sich dafür zum Beispiel 5 jährige Yuan-Anleihen.) In anderen Worten, die neugeschaffenen Yuan werden vom Staat wieder eingesammelt.
Wenn man also alles zusammenfasst.
1. Am Ende hat die chinesische ZB eine z.B. eine 5Y- US-Treasury Note (oder was auch immer die ZB mit den USD macht), die US Konsumenten haben ihre chinesischen Konsumartikel und eine Treasury Note weniger (Annahme: sie haben mit der Note die Konsumartikel bezahlt) und die Chinesen haben eine chinesische Anleihe.
2. Nach 5 Jahren bekommt die chinesische ZB die Kohle der USD Anleihe, wandelt sie in Yuan um und bezahlt damit die Eigentümer der Yuan Anleihe.
T1: Geldmenge Yuan: +-0, Kreditmenge Yuan +5, Nettoexportin die USA, eine US Anleihe erworben, Wechselkursveränderung 0 (Nettoexport und Anleiheerwerb cancelln sich aus), Yuan Zinsen steigen (um die neuen Anleihen zu platzieren)
T2: Geldmenge Yuan: +5, Kreditmenge Yuan -5, Nettoimport aus den USA, eine US Anleihe wurde zurückbezahlt, Wechselkursveränderung 0 (Nettoimport und Anleihezahlung cancelln sich aus). Yuan Zinsen fallen wieder.
Insgesamt steigt die Geldmenge in China trotzdem, nur verzögert. Also auch Inflation. Tja, schwierig zu interpretieren. Ich kapiere es auch nicht ganz. Aber eigentlich ganz klar. Wenn die Zentralbank die Geldmenge erhöht, steigt halt das Preisniveau.
Zu den Verteilungseffekten:
Ex Zinseffekte: Profitieren sollten alle Yuan Schuldner: z.B. der Staat. Negativ betroffen sollten sein alle Yuan Gläubiger (also insbesondere Sparer). Und neutral wäre es für die Besitzer von Sachanlagen. Falls aber die Emission von Anleihen durch den Staat zu steigenden Zinsen führen sollte, würden die Effekte ausgeglichen werden.
Was meint ihr: Macht das Sinn, was ich hier erkläre? Bitte gebt mir eure Kommentare!!!! -
Man kann sich das ganze vielleicht auch aus relativer Purchasing-Power-Parity herleiten.
Wechselkursveränderung = (1+Inflation in land A) / (1+ Inflation in land B)
Wenn die Zentralbank eine Wechselkursveränderung verhindert, müssen sich rein mathematisch halt die Inflationsraten angleichen.
Ansonsten könnten in deinem Beispiel die Dänen mit ihren massenhaften Kronen sozusagen zum Schnäppchenpreis Assets (z.B. Käse) in Euroland kaufen.
Beispiel:
Sagen wir mal Krone/Euro = 10:1
- Also ein Euro-Käse würde bei flexiblen Wechselkurs weiterhin einen Euro kosten, was aber wegen des geänderten Wechselkurses (11:1) 11 Kronen wären.
- Bei festen Wechselkursen gäbe es in Euroland Inflation, der Käse kostet jetzt 1.1 Euro, also wieder 11 (10:1) Kronen.
Die Inflation im Hartwährungs/Exportland sorgt also dafür, das es nicht zu Vermögensverschiebungen zwischen den beiden Ländern kommt.
Erstaunlich!, Oder?
Wie du gesehen hast, kommt es bei flexiblen Wechselkursen, nicht zu einer Inflation, sondern zu Aufwertungen. So wie es in Deutschland als Exporteur und Niedriginflationsland war. (Vor dem Fall von Bretton Woods 1971 müsste es aber eigentlich anders gewesen sein, aber dass ist eine andere Frage).
In China hast du das Gegenteil. Sie haben eine Dollarbindung und tatsächlich eine recht hohe Inflation.
Falls jemand sieht, das meine Erklärung Blödsinn ist, bitte kommentieren!