Arbeitsbeschaffungsmaßnahme

  • Hallo zusammen,

    kann mir jemand Gesamtwirtschaftliche Vor- und Nachteile einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme nennen?

    Außerdem sollte ich Vor- und Nachteile zu Kombilöhnen nennen.
    Hier habe ich folgendes:

    Argumente für Kombilöhne
    Befürworter von Kombilöhnen erhoffen sich durch die Einführung eine Verringerung der Zahl der Langzeitarbeitslosen bzw. der Zahl der gering qualifizierten Erwerbslosen. Dadurch können wiederum Mittel im sozialen Transfersystem eingespart werden. Zudem erhofft man sich von der Einführung von Kombilöhnen zusätzliche Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor. Auf lange Sicht wird von dem Modell eine deutliche Senkung der Ausgaben bei gleichzeitigem Absinken der Arbeitslosigkeit erwartet.

    Befürworter des Modells aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft gehen davon aus, dass bei Einhaltung bestimmter Rahmenbedingungen Kombilöhne positive Anreize schaffen könnten. Das Modell muss auf jeden Fall genügend finanzielle Anreize schaffen, damit die Aufnahme einer regulären Erwerbstätigkeit wieder lohnenswert wird.
    Egal welche Form des Kombilohns eingeführt werden würde, ist es wichtig, dass das Modell für die Betroffenen leicht verständlich, transparent und übersichtlich ist. Zudem muss die gesetzliche Arbeitspflicht mit den vorhandenen Zuverdienstregeln eingehalten werden. Weiter müsste die Zahlung eines Kombilohns zeitlich begrenzt werden, um eine Kostenkontrolle zu haben.

    Argumente gegen Kombilöhne
    Kritiker befürchten, dass die Einführung von Kombilöhnen zu massiven Mitnahmeeffekten führen könnte. Dabei besteht die Gefahr zum einen darin, dass das Lohnniveau aufgrund von Kombilöhnen insgesamt sinktund dann deutlich mehr Erwerbstätige mit Transferzahlungen unterstützt werden müssen, ohne das die Nachfrage nach Arbeitskräften in einem die Kosten rechtfertigenden Maße steigt. Zum anderen könnten viele bestehende Arbeitsverhältnisse in entsprechend subventionierte Kombilohnmodelle umgewandelt werden, um in den Genuss der Subventionen zu gelangen. Wäre der Bezug von Kombilöhnen dabei noch zeitlich unbegrenzt, können so enorme Kosten entstehen.

    Kritik an den Kombilöhnen besteht daher auch aufgrund der zu erwarteten Kosten. Um Arbeitsanreize für Empfänger von Sozialtransfers zu schaffen, muss der Abstand zwischen den Anspruchslöhnen der gering qualifizierten Erwerbslosen und dem tatsächlich realisierbaren Einkommen relativ groß sein. Dazu reichen geringe Lohnsubventionen jedoch nicht aus.
    Wirtschaftswissenschaftler und Arbeitgeberverbände befürchten daher insgesamt unkalkulierbare Kosten. Würden alle Niedriglöhne dauerhaft bezuschusst, wäre das Modell wohlmöglich ein Milliardengrab. Gewerkschaften sehen in dem Modell der Kombilöhne zudem die Gefahr der Aufweichung der Tarifpolitik und eine Verringerung des gewerkschaftlichen Einflusses. Daher lehnen sie die Einführung eines Kombilohns ab.
    Außerdem wird argumentiert, dass gar nicht genügend gering bezahlte offene Stellen zur Verfügung stehen und auch nach der Einführung eines Kombilohns nicht geschaffen werden würden. Das Modell würde dann insgesamt seine angestrebte Wirkung verfehlen.


    Ich wäre für jede Hilfe sehr dankbar.

    Viele Grüße
    Denny

    Nichts ist unmöglich, bis man sich selber davon überzeugt hat.

  • Hi Denny,

    die Argumente sind beide richtig.
    Gesamtwirtschaftlich stellt sich dann letztendlich die Frage, ob durch diese Maßnahme die staatl. Kosten steigen oder nicht (vorausgesetzt, man garantiert den Arbeitslosen eine Unterstützung in der Höhe, die sie heute auch bekommen).

    Ich versuche die Argumente mal zusammenfassend zu beschreiben:

    Grundsätzlich gilt auf dem Arbeitsmarkt (wie auf jedem anderen Markt), dass die Nachfrage steigt, wenn der Preis sinkt.
    Was ist nun der Preis?
    Die Sache ist relativ einfach:
    Wenn jemand mit einem Vollzeitjob (z.B. Friseur) netto gerade mal etwa 700 Euro verdient und davon seinen gesamten Lebensunterhalt bestreiten muss, während einem Arbeitsloser ALG II Empfänger abgesehen von seinen ca 350.- Bargeld noch die Wohnung und die gesamte Sozialvericherung gezahlt bekommt, muss man sich früher oder später die Frage stellen, ob der Sozialstaat die Anreize richtig setzt.

    Im Moment setzt der Sozialstaat dadurch imlizit einen Mindestlohn:
    Nur wenn die Summe ALG II + sonstige Staatsleistungen niedriger ist als das, was ich auf dem freien Markt netto verdiene, nehme ich den Job an; seien wir ehlich: wer arbeitet 40 Stunden/Woche, damit er dann weniger Geld hat als wein Arbeitsloser?

    Die aktivierende Sozialhilfe soll genau diesen "impliziten Mindestlohn", der durch das ALG II gegeben ist, verhindern:
    Letztendlich funktioniert das genauso wie das System der negativen Einkommensteuer, o.Ä.:
    Man lässt die Leute selbständig einen Job suchen, egal wie gut oder schlecht er bezahlt ist; wenn er zu schlecht bezahlt ist, um davon leben zu können, zahlt der Staat die Differenz. (Und damit insgesamt auf jeden Fall weniger, als wenn er die Leute zu 100% subventioniert).

    Der "Mitnahmeeffekt" ist dabei übrigens kein Gegenargument, sondern eine simple (und gewollte!) Marktreaktion, die zu mehr Jobs führt.
    Marktwirtschaft funktioniert aus Sicht der Unternehmen ziemlich einfach:
    "Stelle so lange Leute ein, bis deren Lohn deren Produktivität übersteigt".
    Eine aktivierende Sozialhilfe würde deren Lohn künstlich senken, weil sie zu jedem in der Marktwirtschaft verdienten Euro einen Zuschuss vom Staat bekommen würden; in der Folge sehen Unternehmen eine höhere Produktivität ihrer (potentiellen) Arbeitnehmer, was in der Folge zu mehr Jobs führt...

    Kleiner Diskurs:
    Preise und Löhne werden immer von der Seite vorgegeben, die die größere Knappheit vorzuweisen hat; In einem Land mit einer Arbeitslosenquote von (über die Konjunktur gemittelt) 10% haben halt die Arbeitgeber "lohntechnisch" so lange das Sagen, bis Vollbeschäftigung eingetreten ist (sowas soll's echt geben, auch wenn's in Deutschland keiner mehr glaubt); ab der Vollbeschäftigung sind die Arbeitskräfte der limitierende Faktor.

    Die "aktivierende Sozialhilfe" ist sicherlich kontrovers, aber logisch nachvollziehbar.

    Um das Ganze mal zusammenzufassen:
    Der Mitnahmeeffekt ist kein Kritikpunkt an der aktivierenden Sozielhilfe, sondern die notwendige (und im Vergleich zum jetzigen System billigere) Konsequenz.

    Ein kleiner Tip:
    Wenn du Fragen zur aktivierenden Sozielhilfe hast, dann stell sie doch dem Kerl, der sich das System ausgedacht hat: Hans-Werner Sinn.
    Einfach einen Beitrag in das Forum vom ifo-Institut schreiben, ein paar Tage später hast du deine Antwort;
    hier der Link zum Forum:
    Discussion Forum

    Grüße,
    -granti

  • Hallo,

    danke für deine Hilfe zu den Kombilöhnen...

    Kannst du mir auch zu Aufgabe 1 weiterhelfen?

    Zitat

    kann mir jemand Gesamtwirtschaftliche Vor- und Nachteile einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme nennen?

    Nochmals vielen Dank und Viele Grüße
    Denny

    Nichts ist unmöglich, bis man sich selber davon überzeugt hat.

  • Hi Denny,

    zur Arbeitsbeschaffungsmaßnahme:

    Es kommt darauf an, wie diese ausgestaltet ist; für den "Beschafften" ist wichtig, ob er wirklich nützliche Arbeit macht und was er dabei mehr oder weniger verdient; für den Staat ist wichtig, ob man dadurch Leute in den normalen Arbeitsmarkt bringt (ich unterstelle mal einen philanthropischen Staat)....

    Die Frage ist extrem wichtig: Wie sieht die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme aus? Wie ist sie strukturiert?
    Wenn das eine Klausuraufgabe ist, kannst du gerne antworten: "Kein Mensch weiss, wie sich eine nicht näher definierte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auswirkt"....

    Wir verstehen uns? :)

    - granti

  • Hallo Granti,

    vielen Dank für deine Antwort.

    Aber welche Vor und Nachteile kann man allgemein für und gegen eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme nennen?

    Viele Grüße
    Denny

    Nichts ist unmöglich, bis man sich selber davon überzeugt hat.

  • Ok, vielleicht mal ein paar allgemeine Argumente, ohne auf die Ausgestaltung der Maßnahme näher einzugehen:

    Also Pros könnte man z.B. nennen, dass die Betroffenen alleine schon arbeiten können (ich vermute mal, dass die meisten Leute lieber arbeiten als nicht zu arbeiten; "Selbstwertgefühl"); darüberhinaus kann so eine Maßnahme es später evtl. erleichtern, eine Job ohne staatliche Hilfe zu bekommen (Erwerb zus. Qualifikationen, Berufserfahrung, "Kontakte knüpfen", usw.)...

    Kontras wären z.B. die Kosten oder auch auch die Frage, wie zielgerichtet eine zentral gesteuerte Maßnahme sein kann (wer kann schon genau wissen, welche Maßnahme für wen wo sinvoll ist? Klassisches Politikproblem...).


    Ich hoffe mal, dass dir das jetzt etwas weiter hilft...

    Grüße,
    -granti