Hey ihr,
seit einiger Zeit tun sich bei mir einige Fragen in Bezug auf die Auswirkungen der Giralgeldschöpfung auf.
Um mein Problem zu erklären, versuche ich im Folgenden mal eine „extrem simple Volkswirtschaft“ zu konstruieren.
Es gibt zwei Wirtschaftssubjekte.
Subjekt 1: Hans Meier, er produziert Äpfel.
Subjekt2: Karl Winter, er produziert Birnen.
Bisher gab es in der Volkswirtschaft weder Münzgeld, noch Banknoten oder Giralgeld --> Naturaltausch
Hans und Karl haben bisher also gegenseitig Äpfel gegen Birnen getauscht, je einen Apfel gegen eine Birne.
Sagen wir in einer Wirtschaftsperiode wurden 10 Äpfel und 10 Birnen getauscht.
--> Das Bruttoinlandsprodukt beträgt 20 [Mengeneinheiten, da Güter gleichwertig]
Jetzt soll in der Wirtschaft Geld eingeführt werden.
Lassen wir deshalb eine Zentralbank und eine Geschäftsbank hinzukommen.
Die Zentralbank schätzt das BIP ab, kommt auf die oben erwähnten 20 [ME] und man entschließt sich, 20 [GE = Geldeinheiten auszugeben].
Frage 1:
Wie bringt die Zentralbank jetzt ganz am Anfang das Geld in Umlauf? Müssen unsere beiden Wirtschaftssubjekte nachweisen, wie viele Güter sie haben und bekommen entsprechend die zugehörige Anzahl an Geldeinheiten? Wie passiert das in der Realität?
Spielt die Geschäftsbank hierbei schon eine zentrale Rolle?
Nehmen wir an, Hans Meier und Karl Winter haben jetzt ihre Währung und bezahlen nicht mehr unmittelbar mit Waren, tauschen also nicht.
In der nächsten Wirtschaftsperiode produziert Hans Meier 20 Äpfel, Karl Winter weiterhin 10 Birnen.
Was bewirkt das für Veränderungen? Ich könnte mir da Folgendes vorstellen:
Die Geldmenge von 20 [GE] steht jetzt einem BIP von 30 [ME] gegenüber.
Auf eine Geldmengeneinheit kommen jetzt also 30/20 = 1,5 [ME]. Die Kaufkraft ist also gestiegen, reziprok dazu ist das Preisniveau gesunken.
Weil die Zentralbank keine deflationären Tendenzen möchte, versucht sie jetzt mehr Geld in den Kreislauf zu bekommen.
Sie gibt also Kredite zu einem gewissen Zinssatz aus (sagen wir 2%) – Die Geschäftsbank nimmt einen solchen Kredit in Anspruch (welche Sicherheiten könnte eine Bank ganz zu Beginn einer solchen Wirtschaft denn bieten?) und gibt ihn für 3% an die Kreditnehmer weiter.
Angenommen Hans Meier nimmt einen Kredit auf, Höhe 10 [GE] auf, dann wird Geld geschöpft in Höhe von eben diesen 10 [GE] (fehlt dazu nicht eigentlich noch eine wirtschaftliche Transaktion? Versagt das Modell hier?)
Zurückzahlen müsste er jedenfalls Tilgung + Zinsen 10 [GE] + 0,30 [GE] = 10,30 [GE].
Er muss diesen Betrag ja durch sein wirtschaftliches Handeln ausgleichen, wird also versuchen seine Preise anzupassen, also zu erhöhen.
Hans Meier hat in der Zwischenzeit kein weiteres Geld mehr erhalten – will er aber nach wie vor die gleiche Gütermenge bei Hans Meier einkaufen – wie geht’s jetzt weiter? Muss er jetzt auch einen Kredit aufnehmen oder kann ich mir das so nicht denken, weil die 10 [GE] von vorher eigentlich zu ihm geflossen sein könnten (durch Mehrkäufe von Meier) und er somit den Preisanstieg auffangen kann?
Zusammengefasste Fragen:
Wie bringt die Zentralbank am Anfang der Geldeinführung das neue Zahlungsmittel in Umlauf?
Wie startet die Giralgeldschöpfung der Geschäftsbank? Insbesondere: Wie verhält es sich mit den erhobenen Zinsen, wie können die bezahlt werden bzw. zu wessen Lasten geht das?
Was für Sicherheiten kann die Geschäftsbank der Zentralbank zu Beginn bieten?
Zu allerletzt:
Kennt jemand ein Lehrbuch, dass ein ausgereiftes Modell zu so einer „Miniwirtschaft“ beschreibt und mir vielleicht weiterhelfen könnte?
Vielen Dank für alle, die sich die Zeit zum Lesen nehmen,
viele Grüße
Blacky