Streben nach "gerechter Einkommensverteilung" vs. angeb.-orient. Wirtschaftspolitik

  • einen schönen abend!

    ich hänge leider an einer prüfungsaufgabe, zu der ich hier im forum noch nicht das richtige gefunden habe... :(
    vielleicht findet sich ja jemand, der mir weiterhelfen kann?

    die frage ist: eine angebots-orientierte wirtschaftspolitik lässt sich nur schwer mit dem streben nach gerechter einkommensverteilung vereinbaren.

    ? richtig ? falsch ? weder/noch ?

    ich tippe mal auf weder/noch - schon alleine auf grund der beiden begriffsdef. - habe aber trotzdem noch immer keine schlüssige argumentation.

    wer kann helfen?

    vielen dank,
    smartie73

    (bisher geschrieben habe ich das folgende:

    [FONT=&quot]Definition „Angebotsorientierte Wirtschaft“: [/FONT]
    [FONT=&quot]D[/FONT][FONT=&quot]ie Ursachen für Störungen des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts (insbesondere niedrige Wachstumsraten und hohe Arbeitslosigkeit) wird in den mangelhaften Angebotsbedingungen für die Produktionsunternehmen gesehen. Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik gilt als Gegenbewegung zum Keynesianismus und der damit verbundenen Nachfragepolitik.

    [/FONT]
    [FONT=&quot]Wichtige angebotsorientierte Maßnahmen sind die Deregulierung von Märkten, die Vereinfachung des Steuersystems und die Senkung direkter Steuern, die Kürzung sozialer Leistungen und die Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen.[/FONT]


    [FONT=&quot]Definition „gerechte Einkommensverteilung“: [/FONT]
    [FONT=&quot]Eine direkte Definition hierzu gibt es nicht. Denn was wäre gerecht? Sollten alle den gleichen Anteil erhalten – auch wenn einige mehr arbeiten als andere? Oder ist es gerecht, wenn einige alles und die anderen nichts bekommen? [/FONT]

    [FONT=&quot]Unsere soziale Marktwirtschaft beruht auf dem Prinzip, dass in erster Instanz der Markt für eine sinnvolle Verteilung sorgt, dann aber auch soziale Aspekte berücksichtigt werden müssen. So sprechen wir auf der einen Seite vom Markteinkommen (Aufgeteilt in Vertrags-/ und Residualeinkommen) und Transfereinkommen (aufgrund direkter Gegenleistung wie Arbeitslosen-unterstützung und Renten, sowie ohne Gegenleistung: Sozialhilfe, Wohngeld)[/FONT]

    [FONT=&quot]Wenn ich nun davon ausgehe, dass die angebotorientierte Wirtschaft sich für die Kürzung von sozialen Leistungen ausspricht...)[/FONT]


    noch nicht soooo viel,,, ?(

  • Gerechte Einkommensverteilung bezahlt/entlohnt alle Faktoren (Arbeit, Kapital) im Einzelfall nach ihrer Grenzproduktivität und die ist im Endeffekt in vollkommenen und vollständigen Märkten dann eindeutig und unterliegt keinen grossen Nachfrageschwankungen (unendliche Reaktionsgeschwindigkeit auf mehr Nachfrage durch mehr Angebot etc.)...
    Jeder bekommt das was er verdient, von Ideologien die den Wert der Arbeit heute mehr bestimmen als der reelle Wert, ist da nichts mehr zu sehen - schon klar dass es viele nicht wollen, weil dann der Arzt *10 verdienen wird und der Zugführer :2, aber das ist nicht das Thema.

    Eine Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik widerspricht da der Sache kein Stück. Welche der Maßnahmen die er nannte (und auch der evtl. weiteren) stören da? Das würde mich wundern, wenn es einer aufzeigen könnte. Im Gegenteil, die helfen sogar einer Entlohnung nach Grenzproduktivität.
    Alleine so ein Punkt aus der Angebotsorientierten Wirtschaftspolitik wie "Deregulierung der Märkte" und dann aus der Definition der gerechten Einkommensverteilung "[FONT=&quot] ...erster Instanz der Markt für eine sinnvolle Verteilung sorgt..." und es ist alles klar.[/FONT]

    Alle Maßnahmen die dort stehen helfen dem Markt als Instrument der Einkommensverteilung und das ist eben die gerechte Einkommensverteilung. Wenn auch heute subjektive und ideologische Sichtweisen das Wort „gerecht“ als „Bonze gibt nach unten ab“ oder sachlicher formuliert „mit mehr Produktivität geben an mit weniger Produktivität ab“ definieren, ändert es dennoch nichts daran.

  • für alle, die noch die lösung suchen... ich habe auf meine antwort volle punkte bekommen...

    [FONT=&quot]Lösung Aufgabe 6:[/FONT]

    [FONT=&quot]Meiner Meinung nach kann man das Thema „gerechte Einkommensverteilung“ in Bezug auf eine angebotsorientierte Wirtschaft nicht eindeutig mit „Richtig“ oder „Falsch“ beantworten. [/FONT]

    [FONT=&quot]Definition „Angebotsorientierte Wirtschaft“: [/FONT]
    [FONT=&quot]D[/FONT][FONT=&quot]ie Ursachen für Störungen des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts (insbesondere niedrige Wachstumsraten und hohe Arbeitslosigkeit) wird in den mangelhaften Angebotsbedingungen für die Produktionsunternehmen gesehen. Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik gilt als Gegenbewegung zum Keynesianismus und der damit verbundenen Nachfragepolitik.[/FONT]



    [FONT=&quot]Wichtige angebotsorientierte Maßnahmen:[/FONT]

    • [FONT=&quot]Deregulierung von Märkten[/FONT]
    • [FONT=&quot]Vereinfachung des Steuersystems[/FONT]
    • [FONT=&quot]Senkung direkter Steuern[/FONT]
    • [FONT=&quot]Kürzung sozialer Leistungen[/FONT]
    • [FONT=&quot]Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen[/FONT]


    [FONT=&quot]Definition „gerechte Einkommensverteilung“: [/FONT]
    [FONT=&quot]Eine direkte Definition hierzu gibt es nicht. Denn was wäre gerecht? Sollten alle den gleichen Anteil erhalten – auch wenn einige mehr arbeiten als andere? Oder ist es gerecht, wenn einige die Leistung erbringen alles, und die anderen nichts bekommen? [/FONT]

    [FONT=&quot]Unsere soziale Marktwirtschaft beruht auf dem Prinzip, dass in erster Instanz der Markt für eine sinnvolle Verteilung sorgt, dann aber auch soziale Aspekte berücksichtigt werden müssen. So sprechen wir auf der einen Seite vom Markteinkommen (Aufgeteilt in Vertrags-/ und Residualeinkommen) und Transfereinkommen (aufgrund direkter Gegenleistung wie Arbeitslosen-unterstützung und Renten, sowie ohne Gegenleistung: Sozialhilfe, Wohngeld)[/FONT]

    [FONT=&quot]Folge ich nun einem Grundsatz der angebotorientierte Wirtschaft, der sich für die Kürzung von sozialen Leistungen ausspricht, verändere ich einen wesentlichen Grundsatz unserer sozialen Marktwirtschaft. Diese Kürzung wird sicherlich von den Beziehern als sehr ungerecht empfunden, denn Sozialleistungen sollen[/FONT][FONT=&quot] ermöglichen, ein Leben zu führen, das der Würde des Menschen entspricht. Auf der anderen Seite kann ein Gewöhnungseffekt eintreten: die Wirtschaftssubjekte erhalten gewisse Werte ohne Gegenleistung, was sich negativ auf die Leistungsbereitschaft derjenigen auswirken kann.[/FONT]

    [FONT=&quot]Ein weiterer Grundsatz der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik proklamiert die Senkung der direkten Steuern, sowie eine Vereinfachung des Steuersystems.[/FONT]
    [FONT=&quot]Dies würde in der Umsetzung die hohe Belastung der Markteinkommen mindern und zu einer höheren Leistungsbereitschaft der Wirtschaftssubjekte führen. [/FONT]
    [FONT=&quot]Gleichzeitig kann der Konsum wachsen (mehr Kapital verfügbar) und dadurch [/FONT]
    [FONT=&quot]die Produktion steigen. Das wiederum würde zu mehr Arbeitsplätzen führen, so dass ggf. Sozialhilfebedürftige wieder einen Arbeitsplatz erhalten könnten, um ebenfalls wieder Lohn/Gehalt zu beziehen (Was in der Theorie evtl. als Gerecht angesehen werden könnte).[/FONT]

    [FONT=&quot]Das ganze System ist nicht wirklich trivial. Und eine Aussage, ob sich eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik schwer mit dem Streben nach einer gerechten Einkommensverteilung zu vereinbaren ist, lässt sich (wie schon angemerkt) so pauschal nicht beantworten. [/FONT]

  • Entgegen der Bewertung der Lösung bin ich anderer Meinung:

    Die Frage lautet zunächst, wie "gerechte Einkommensverteilung" definiert wird. Die Definition Entlohnung=Produktivität entspricht mit Sicherheit nicht der gängigen Definition, weil in diesem Fall eine völlig freie Marktwirtschaft zu gerechter Einkommensverteilung führen würde.
    ( Sabine: Du musst davon ausgehen, dass es Leute gibt, deren Produktivität so gering ist, dass eine "marktgerechte" Entlohnung nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten)
    Deregulierte Märkte führen zu einem effizienten Ergebnis, aber nur in Ausnahmefällen auch zu einem "Gerechten".

    Es geht also darum, bestimmte Märkte zu besteuern (Mindestlöhne und/ oder hohe Forderungen von Gewerkschaften sind keine Steuern, haben aber den selben Effekt), mit dem Ziel, das BIP so umzuverteilen, dass Leute mit geringer Produktivität einen entsprechend höheren Lohn erhalten und Leute mit hoher Produktivität (zwangsweise) einen geringeren.

    Dies aber Widerspricht diversen Zielen angebotsorientierter Wirtschaftspolitik:
    - Deregulierung: Besteuerung eines Marktes ändert (in den meisten Fällen) das Marktgleichgewicht und kostet damit Effizienz (Wohlfahrtsverlust).
    - Vereinfachung des Steuersytems: Die Einführung einer flat tax für die Einkommenssteuer wäre extrem effizient, würde aber letztendlich die Staatseinnahmen und damit die Umverteilungsmöglichkeiten senken. (Ausser man wählt den Steuersatz so, dass er ggü. dem aktuellen System aufkommensneutral wäre; dann aber müssten niedrigere Einkommen höher besteuert werden, was wiederum der gerechten Einkommensverteilung widersprechen würde)

    Fazit:
    Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik zielt auf Markteffizienz ab, Umverteilung ist nur auf Kosten von Markteffizienz möglich. Die beiden Ziele sind unvereinbar.
    Die soziale Marktwirtschaft ist ja letztendlich das System, in dem genau dieser Effizienzverlust in Kauf genommen wird, weil der soziale Frieden, der aus der Umverteilung hervorgeht der Gesellschaft einen höheren "Gewinn" bringt, als durch Besteuerung verloren geht.

    Nur meine bescheidene Meinung :D

    -granti