Nachdem ich zum WS mein Studienfach gewechselt habe - von VWL zu Anglistik und Französisch (B2F) - möchte ich nun die Interessierten an meinen Erfahrungen Teil haben lassen:
Ich war aus vielen Gründen unzufrieden mit meinem Ökonomiestudium in Münster - das unfaire, nervige Prüfungsamt; die Siebklausuren, die so gestellt und bewertet werden, dass jedes Mal 50% durchfliegen; die angesichts der Studierendenzahl unvermeidbare Massenabfertigung ohne persönlichen Kontakt - und persönliche Gründe, wie z.b. dass ich mir darunter etwas vorgestellt habe, was zumindest entfernt etwas mit Sozialwissenschaft zu tun hat und meine persönlichen Neigungen, die eindeutig eher im sprachlichen Bereich liegen.
Natürlich gibt es in der Philologie weniger Studenten, allerdings bemüht man sich auch, bei immerhin noch 400 Studenten in einer Vorlesung persönlichen Kontakt herzustellen und Hilfe zu leisten (was manchmal gar deutlich übertrieben wird).Das Studium ist nicht so trocken (nach dem Abi hab ich mir das genau umgekehrt vorgestellt), da viele Dozenten lebhafte Veranstaltungen abhalten und es auch sprachpraktische Übungen gibt, wo jeder zu Wort kommt und - wenn er sich darum bemüht - individuelle Schwächen erkennen und abbauen kann.
Das, was euch am meisten interessieren dürfte, sind wohl der Ruf und die Klausuren. Bei Lehramtsstudenten wird vielerseits davon ausgegangen, dass sie nicht so viel zu tun haben und manchmal nahezu sorglos durchs Studium kommen. Nun, ich muss es sagen: das stimmt.
Während in VWL kaum eine Klausur eine Durchfallquote von weniger als 30 % hatte, gibt es hier schon ab dem ersten Semester einige Klausuren mit einer Durchfallquote von 0 (!) Prozent, ohne dass alle Studenten sich gut vorbereiten würden. Hinzu kommt, dass es in VWL oft Probleme mit der Zeit gab - in einigen Klausuren ist es so, dass viele Studenten überhaupt froh sind, wenn sie drei Viertel der Aufgaben überhaupt bearbeiten konnte, geschwiege denn genügend oder in Ruhe darüber nachdenken konnten. Jetzt ist es völlig anders, in jeder Klausur hatte man ausreichend Zeit, in einer Klausur waren sogar viele Studenten nach 30 Minuten fertig, obwohl sie das Dreifache der Zeit zur Verfügung hatten. Insgesamt ein eher angenehmes Studium. Auffällig ist allerdings eine hohe (und nervige) Anzahl von Pflichten, die man für seinen Abschluss braucht: allein für den Bachelor muss man drei Praktika machen - deren Suche sich bei dem Tätigkeitsfeld als gar nicht so einfach darstellt - und zwei Auslandsaufenthalte à 8 Wochen absolvieren.
Allgemein würde ich sagen, dass dieses Studium deutlich mehr Ähnlichkeiten mit der Schule besitzt als WiWi und Leute, die ein paar Probleme damit haben, eher selbstständig zu arbeiten, eher mit diesem Studium fertig werden können. Das Problem hatte ich nicht, aber es ist dennoch nicht unangenehm