ZitatAlles anzeigenOriginal von Jana04
Hi,wer kann mir Infos über ein Psychologiestudium geben?
Wie groß ist der Anteil an Mathe, Bio, Chemie etc..?
Welche Vorstellungen sollte man vom Studium haben?
Wie schwierig ist es, Prüfungen zu bestehen? Ich meine, Deutsch ist z.B. ein Fach das viel subjektiver bewertet wird. Bei Mathe gibt es fast nur objektive Bewertungsmöglichkeiten der Klausuren.
Aber in Psychologie???
Wie groß ist der Anteil von Studenten bei Dir in einer Vorlesung?
Gibt es auch praktische Arbeiten, z.B. wie präpen im Medizinstudium? Oder zumindest so in der Richtung?
Alles, was wichtig erscheint, oder Du erlebt hast wäre mir wichtig.
Deine Antworten können mir sicher helfen, um sicher zu gehen, dass ein solches Studium das Richige ist.
Viele Fragen, die größtenteils von den Unis abhängen und nicht pauschalisierbar sind. Ob das Studium für das "Richtige" ist, können vielleicht die folgenden (durchaus pessimistischen) Beiträge klarstellen.
> Wie groß ist der Anteil an Mathe, Bio, Chemie etc..?
Der Matheanteil ist üblicherweise sehr tiefgehend und sehr komplex. Wer grundsätzlich gar keine Lust auf Mathe hat, sollte Psychologie lieber auslassen.
> Alles, was wichtig erscheint, oder Du erlebt hast wäre mir wichtig.
DreiErfahrungsberichte (nicht von mir)
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Ich bin im Oktober 2002 fertig geworden, Note 2.8, 16 Semester, ist mir schwergefallen. Seit dem suche ich wie bekloppt. Über 250 Bewerbungen, ein großer Teil davon blind, dazu noch unzählge erfolglose Anfragen per Mail.
Mein derzeitges Resümee ist (auch durch Nachfragen bestätigt), daß man
1. sehr gute Noen haben muß (hat man die nicht, fliegt man sofort raus)
2. dann schnell studiert haben muß (hat man das dann nicht, ist man raus)
3. eine geradlinige Biographie haben muß, z.B. wenn Abbruch, dann innerhalb der ersten beiden Semester, sonst bist Du raus
4. gute, viele Praktika, Engagement neben dem Studium ohne Ende etc. (wann soll man das noch alles machen?)
5. bei Bewerbung im Bereich Beratung, Praxis, Klinik, Therapie, Reha usw. oft aber auch Weiterbildung und Training läuft ohne zumind. begonnene Therapieausbildung gar nichts mehr; in Bereichen der Wirtschaft ist mind. BWL Vordiplom Pflicht.
Und was ich so mitbekommen habe, hat man dann als Frau sogar noch die besseren Chancen (wie zynisch).
Ich selbst fühle mich jetzt auch irgendwie als Studienabbrecherin, da mein Diplom ganz offenbar nichts wert ist. Allerdings sind bislang auch alle Bemühungen, eine Ausbildung zu machen, gescheitert. Als "echte" Abbrecherin hätte ich noch Chancen gehabt, mit einem wertlosen Diplom ist auch der Zug abgefahren. Ich weiß echt nicht mehr, was ich noch machen soll.
Ich kann nur allen, die notenmäßig nicht so gut dastehen raten, so früh wie möglich abzubrechen. Danach hat man zu gar nichts mehr Chancen!
Bei Psychologie muß man eben sehr gut sein (unter sehr guten Leuten!) und zwar so gut, daß man nebenbei in seinem Berich noch viel neben dem Studium machen kann, bei Wirtschaftsschwerpukt auch noch BWL studieren, bei klinischer Ausrichtung am besten ehrenamtlich früh in einer Klinik mitarbeiten (Dauerpraktikantin) und dann auch genug Geld für die gesamte Therapieausbildung auf dem Konto haben (das Sozialamt zahlt da nämlich nicht und Geld z.B. vom Arbeitsamt gibt es auch nicht!).
Wer heute Psychologie studiert, sollte sich echt sehr genau überlegen, worauf er oder sie sich einläßt!
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Ähm, ich bin ja auch kein Schwarzseher, wirklich nicht, aber meine Statistik sagt mir, dass über 50% der derzeit berufstätigen Psychologen nur in Teilzeit arbeiten. Zudem ist hier *nicht* ausgewiesen, wer davon Psychotherapeut ist (oder im Zuge von Übergangsregelungen wenigstens über eine Heilpraktikerzulassung verfügt). Diese Statistik sagt weiterhin, dass die Langzeitarbeitlosenquote 11% beträgt, was eklatant viel ist und nicht einmal von Soziologen oder Germanisten überrundet wird (auch hier keine Nennung, wer davon Therapeut ist oder eben nicht). Unklar ist, wie viele von den freiwerdenden Stellen (ca. 1.400 pro Jahr bei ca. 3.000 Absolventen) überhaupt neu besetzt werden, wie viele dieser Stellen Teilzeitstellen sind und / oder inwieweit hier eine zusätzliche Reduzierung der verbleibenden vollen Stellen auf Teilzeit stattfinden wird, auch nicht, wieviele dieser Stellen entweder durch Psychotherapeuten besetzt werden oder sogar durch andere Berufsgruppen ausgetauscht werden. Bekannt ist auch, dass letztlich keine neuen Stellen geschaffen werden. Insofern muss man selbst unter optimistischem Blick davon ausgehen, dass künfitg mehr als 50% der Absolventen definitiv nicht in den Arbeitsmarkt hineinkommen werden. Spitzt sich die Reduzierung auf Teilzeit und der Druck, apporbiert sein zu müssen weiter zu, so schnellt die Zahl vermutlich auf bis zu über 60% hoch, partialisiert man diejenigen heraus, die nicht auf eine volle Stelle angewiesen sind, so dürfte sich die Zahl derer, die auf Vollzeitbeschäftigung angewiesen sind, dann aber nicht in den Markt hineinkommen werden, auf rund 90% belaufen: das bedeutet, nur die besten 10% eines Jahrgangs haben eine reelle Chance auf einen "normalen" Job, wieviele davon aber dann approbiert sein müssen, ist ja wieder nicht bekannt. Wenn diese Perspektiven nicht ganz so düster sind, dann weiß ich nicht, was es dann ist. Sicher, bezieht man die Teilzeitstellen mit ein, dann hat man wohl ein eher durchschnittiches Verhältnis (allerdings muss man sich eben im Klaren sein, dass man hier dann z.B. im Bereich BWL, Jura oder sogar auch Germanstik Vollzeit- mit Teilzeitstelen vergleicht), allerdings gilt hier, wie auch für das eben festgestellte, dass niemand weiß, wieviele dieser Stellen die Approbation voraussetzen (werden).
Hinzu kommt, dass nur wenige Psychologen-Jobs konjunkturabhängig sind. Zudem hat die Psychologie keine demografische Entwicklung wie z.B. bei Medizin (weil im Ggs. dazu die Studienplätzen in Psychologie kontinuerlich sehr deutlich aufgestock wurden), weil man die Studienplätze um mehr als die Hälfte reduzieren müßte, um ein Negativsaldo zu erhalten (Einsparungen von Stellen nicht mitgerechnet). Psychologen/-therapeutenstellen sind bis 1999 kontinuierlich aufgebaut worden, auch über den Bedarf hinaus (v.a in den 80er Jahren). Trotzdem sind bundesweit nur etwa 46.000 Psychologen aktiv. Gleichzeitig nahm die Zahl der Studienplätze rasant zu. Jetzt, bei ca. 3.000 Absolventen pro Jahr, kann man sich ausrechnen, wie schnell diese Stellen wieder besetzt sind (wie gesagt, ohne Wegfall, Teilzeitreduzierung etc.). Selbst ab 2020 bis 2030, wenn der größte Peak ausscheidet, werden nur etwa 2500 Stellen als Maximum frei (davon rein statistisch eben nur Teilzeitjiobs).
Ich persönlich vertrete auch die Auffassung, dass man dem Nachwuch die Tatsachen darstellen sollte und nicht mit dem "1x1 des 'so lügt man mit Statistik' " kommen darf. Es bringt einfach nichts.
Es hat sich auch gerade im Zuge der Rangeleien um das Therapeutengesetz gezeigt, wie schwach die Psychologenlobby / der Berufsverband (der sich außerdem noch gerade aufspaltet) ist. Der nicht ordentlich angelaufenen A&O Bereich (der, wie schon zurecht gesagt wurde, zum Nebenfach für BWLer verkommt), weil es den Psychologen nicht gelungen ist, sich mit entsprechender Lobby und v.a. Qualität durchzusetzten, macht ebenfalls wenig Mut, dass tatsächlich nocht mehr Stellen (insbes. für reine Dipl.-Psychs. entstehen werden).
Insofern muss man einfach ganz ehrlich sein und sagen, dass die Perspektiven nicht rosig sind und das, anders als in vielen anderen Bereichen, auch keine Besserung in Sicht sein wird, egal wie stark die Konjuktur anspringen wird.
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> Hallo,
>
> dein Beitrag schreckt mich gerade total ab,Psychologie zu studieren.
> Könntest du das mit den Berufsaussichten für Psychologen mal
> konkretisieren;denn meiner Meinung nach hört man sowohl
> Negatives wie von dir beschrieben oder auch Positives wie vom
> Arbeitsamt(Beratungsstelle).
Ja, weil die zu blöd sind Psychologe und Psychotherapeut auseinanderzuhalten. Außerdem ist mir passiert, dass die Leute beim Arbeitsamt nicht mal gut bezahlte Beratung in Consultingfirmen (die zudem vorweigend von BWLern augeübt wird) und Beratung in Beratungsstellen außeinanderhalten können. Beratungsstellen haben bis vor ca. einem Jahr recht gut Psychotherapeuten nachgefragt (diese jetzt aber wieder entlassen, was auch Dir vermutlich nicht entgangen sein dürfte, denn es ging ja durch die Presse). Das AA hat diese mies bezahlten Sozialpädagogenjobs mit hochbezahlter Unternehmensberatung gleichgesetzt und kam zu Phantasiezahlen.
> Ich muss ehrlich gestehen,dass ich nunmehr
> noch perplexer bin.
> 1.Was haben dir die Praktiker gesagt,
> ist man wirklich den Ärzten generell untergeordnet,
> wieviel Mitspracherecht hat man als Psychologe?
Psychologen arbeiten nicht in Kliniken, Du meinst vermutl. Psychotherapeuten oder PiPs, da ist das Diplom nur die Eintrittskarte, mit dem Diplom kannst und darfst Du gar nichts machen.
Mitspracherecht: Keins. Der ärztliche Kollge (oft "nur" ein AiP frisch von der Uni, wird jetzt wohl durch Assistenzärzte frisch von der Uni abgelöst) sagt dem Psychologischen Therapeuten was er tun soll, der kriegts vom stationsleitenden Arzt gesagt, der vom Oberarzt, der vom Chefarzt ... Weisungsbefugnis gegenüber Pflegepersonal besteht in der Regel nicht.
Als PiP bist Du Praktikant und machst Handlangerdienste auch fürs Pflegepersonal, wobei Du bei unzähligen Leute in der Kreide stehst, dass die Dich überhaupt genommen haben (denn ohne Mögl. zur Therapieausbildung bist Du Sozialhilfeempfänger und um in so ein Programm reinzukommen, muss Dich 1. ein Institut annehmen (Bewerbungen plus Auswahlgespräch dort kosten übrigens richtig Gebühr!) und dann muss Dich 2. noch die Klinikleitung einer angeschlossenen Lehrklinik akzeptieren (nochmal Auswahlverfahren und das bei notgedrungem totalem Run auf die Ausbildungen (trotz Kosten von ca. 20.000 EUR und drei Jahren arbeiten ohne Bezahlung, diese Versprechen, man bekäme Geld, sind nämlich nicht bindend und stimmen gar nicht!), die ihrerseits schon wieder doppelt so viele Therapeuten ausbilden, wie überhaupt gebraucht werden, weitere Einsparungen nicht mitgerechnet)). Es ist da eben zudem schwer, einen Platz zu bekommen (viel zu viele Bewerber, und kaum Plätze).
> 2.An sich könnte man doch ABO-Psychologe,Schulpsychologe,....
> werden?
ABO ist ein Rohrkrepierer. Ohne BWL Studium kriegst kein Rad an die Erde (zzgl. Top-Biografie, dh. USA Aufenthalt als Schüler, Studium in den USA, z.B. über DAAD, jung, dynamisch, extrem gut, schnell etc.).
Außerdem schießen Master Studiengänge in ABO für Ingenieure, BWLer usw. wie Pilze aus dem Boden. Da machen die den Psychokram nebenbei und gut ists. Der Bereich ist für Nur-Psychologen verloren (falls er überhaupt je bestand, denn die Praktiker aus dem Bereich sagen, dass eh immer schon nur solche mit außerordentlich guten BWL Kenntnissen genommen wurden, Psychologie mir ABO Schwerpunkt auf BWL draufgesetzt sei eher die Kirsche auf der Sahnetorte gewesen).
Schulpsychologen sind heute meistens Lehrer mit entsprechender Ausbildung. Psychologen in den Diensten werden eingespart, die therapeutischen und psychologsischenLeistungen von Praxen mit entsprechenden Schwerpunkten übernommen, was obendrein künftig über Ausschreibung erfolgen soll, d.h. jüngere haben kaum eine Chance, zudem werden künftige Therapeuten eh keine Gelegenheit bekommen, eine Praxis aufzumachen, da Deutschlöand statistisch überversorgt ist (wegen der Zulassungsquote); wenn doch, mußt Du wieder mal zahlen (eine Kassenzulassung, die noch zur Verfügung steht, kostet wohl je nach Volumen und Niederlassugsgebiet zwischen 60.000 und 100.000 EUR und das bei Budgetierung der Stundenzahl und einer Bezahlung bei derzeit um die 58 EUR pro Stunde (Vor- u. Nachbereitung Papierkram etc. wird nicht bezahlt, bzw. ist damit abgegolten). Sprich, wenn Du das Geld nicht aus einer Erbschaft oder vom Ehepartner bekommst, dann wirst Du bei dem Einkommen die Schulden nicht mehr los.
Alle anderen neuen Bereiche (wie Notfallpsychologie, Sportpsychologie usw.), boomten nur, weil eine Steigerung von fast keine Beschäftigten auf einige wenige Prozentual eben so üppig ausfällt. Ansonsten gilt auch hier, dass ohne Approbation der Zugang verwehrt ist. Geliches gilt für Gutachtenschreiben, das heute an den Titel Rechtspsychologe gebunden ist, eine mehrjährige Ausbildung, die auf den Therapeuten draufgesetzt wird (Du mußt nämlich nach neuer Regelung auch Straftäter behandelt haben, das geht aber nur als Therapeut). Das heißt auch, dass diese Leute nicht mehr Gutachten nebenbei schreiben, sondern künftig in der Regel auf einen Job in einer forensischen Psychiatrie angeweisen sind. Da bist Du wieder in der Ärzteknechtschaft und auch da wird weiter gespart (genauer sind hier wohl auch noch Überkapazitäten aus den spätern 80er Jahren vorhanden, die dann erst in den nächsten 15 bis 20 Jahren abgebaut werden, bevor überhaupt, bis auf vereinzelte Ausnahmen, neue Stellen entstehen. Um es nochmal zu betonen: dies alles keine Jobs für Psychologen, sondern für Therapeuten!
Ich könnte jetzt noch weitere Dinge aus den Berufskunfeveranstaltungen berichten, aber ich hab jetzt irgendwie keine Lust mehr. Ist ja eh schon recht viel geworden.
Fazit ist jedenfalls: wenn Du "flexibel" bist, d.h. Deinen Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten musst, sondern mit Honorarstellen zufireden bist, weil Du einfach eine Aufgabe suchst, von der Du aber nicht leben musst, ist Psychologie eine recht feine Sache. Wenn Du nach dem Studium Chancen auf einen Beruf haben möchtest, ist Psychologie derzeit das Letzte, was Du studieren solltest.
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Sicherlich können andere Beteiligten positvere Nachrichten beisteuern.
mfg
C.