Leverage-Effekt

  • Hallo,

    wisst Ihr, ob ein positiver leverage-effekt in jedem Fall eine Handlungsmaxime für eine bestimmte Finanzierungsart sein sollte???

    Meine Antwort wäre: Nein, ein positiver leverage-effekt ist lediglich eine Orientierungshilfe für die Bestimmung der optimalen Höhe von Eigen- und Fremdkapital.


    Danke euch vorab!!

  • stimme dir zu, eine definitive handlungsmaxime wird durch einen positiven leverageeffekt nicht bestimmt.

    zwar sagt er eindeutig aus, daß ein höherer FK-anteil zu einer höheren EK-Rendite führt.
    es hängt aber zum einen von der branche ab, ob eine ausweitung des FK-anteils sinnvoll ist.
    zum anderen ist es nur sinnvoll wenn für den eingesparten EK-anteil eine alternative anlageform vorhanden ist die ebenfalls eine höhere rendite bringt als die FK-zinsen kosten.
    stell dir vor, du steigerst deine EK-rendite von 8 auf 10 % , aber kannst das eingesperte kapital nur am GKM zu einem zinssatz von z.B. 4% anlegen, wobei dein FK mit 6% verzinst wird....der schuß kann dann voll nach hinten losgehen!

    "Politiker, so sagt man, benutzen Ökonomen wie Betrunkene Laternen.
    Sie suchen nicht Licht, sondern Halt"

    Alfred Marshall

  • Hallo,

    beriets Modigliani und Miller haben in den 50er Jahren des letzten Jahrtausends festgestellt, dass die Kapitalstruktur irrelevant für die Gesamtkapitalkosten ist. Insofern gibt es keinen optimalen FK-Anteil. Auch wenn dies nicht prinzipiell in der Realität gilt, gebe ich folgendes zu beachten:

    Es ist zwar richtig, dass ein höherer FK-Anteil zu einem höheren ROE führt, sofern der Ertrag aus dem zusätzlichen Kapital die Finanzierungskosten übersteigt.
    Eine höherer ROE der jedoch nur aus einer Erhöhung des FK-Anteils herrührt ist jedoch nichts wert, denn die zusätzlichen Umsätze kämen auch bei einer EK-Finanzierung. Was jedoch zusätzlich passiert, ist, dass mit steigendem FK-Anteil die Finanzierungskosten steigen werden, da die Bonität sinkt. Dies kann dazu führen, dass die Erträge sinken und damit auch die EK-Rendite sinkt statt zu steigen. Banken achten stark auf die EK-Ausstattung von Unternehmen!

    Desweiteren ist der ROE eine ziemlich problematische Kennzahl, um den Unternehmenserfolg zu messen. Dies aber nur am Rande.

    Viele Grüße

    Jens

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  • @ koopi

    Zitat

    Eine höherer ROE der jedoch nur aus einer Erhöhung des FK-Anteils herrührt ist jedoch nichts wert, denn die zusätzlichen Umsätze kämen auch bei einer EK-Finanzierung.


    kannst du mir den satz erklären? gehst du davon aus, dass bei einer FK-ausweitung auch das GK erweitert wird? ist nicht auch eine substitution denkbar?

    Zitat

    Was jedoch zusätzlich passiert, ist, dass mit steigendem FK-Anteil die Finanzierungskosten steigen werden, da die Bonität sinkt.


    aber erst im zuge von basel 2, oder? ist doch nicht eins zu eins auf alle denkbaren wirtschaftregionen übertragbar. zumindest, solange nicht über WP´s finanziert wird, sondern über bankenkredite..oder?

    danke für eine antwort

    mfg
    tarantel

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    Alfred Marshall

  • tarantel

    Wenn man die Wahl zwischen EK- und FK-Finanzierung hat, hat dies keinen Einfluss auf den Umsatz. Mein steigert nur bei einer FK-Finanzierung den ROE. Ich bin davon ausgegangen, dass für eine Investition in jedemfall neues Kapital (egal ob EK oder FK) benötigt wird.

    Deine zweite Annahme, dass die sinkende Bonität erst mit Basel II kommt ist jedoch falsch. Banken steuern intern schon seit einigen Jahren nach der Bonität. Mit Basel II wird dies lediglich auch auf das Bankenaufsichtsrecht übertragen und dies auch noch unterschiedlich je nach Wahl des Ansatzes (IRB oder Standardansatz). Die Regel das weniger EK-Anteil höhere Finanzierungskosten mit sich bringt gilt unabhängig von Branche und Region. Es gilt zudem in gleicherweise bei Bankkrediten, Schuldverschreibungen als auch bei Eigenkapitalemissionen. Bei Schuldverschreibungen richtet sich der zu zahlende Zins bspw. auch nach dem Rating. Dieses wiederrum wird wesentlich von der Eigenkapitalausstattung und der Ertragsfähigkeit bestimmt. Fremdkapital wirkt dabei doppelt negativ: zum einen sinkt die EK-Quote und zum zweiten belasten die Zinsen die Ertragsfähigkeit. Zusätzlich belastet die Tilgung auch noch den Cashflow, der ebenfalls wichtig für die Bonität ist.

    Viele Grüße

    Jens

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  • Zitat

    Ich bin davon ausgegangen, dass für eine Investition in jedemfall neues Kapital (egal ob EK oder FK) benötigt wird.


    ok, von einer neuinvestition bin ich nicht ausgegangen. steht ja auch nix von.

    Zitat

    Banken steuern intern schon seit einigen Jahren nach der Bonität.


    aus einer gewerbekundenabt. einer bank kenn ich anderes, aber auf firmenkunden mag das zutreffen..

    Zitat

    (..)zum zweiten belasten die Zinsen die Ertragsfähigkeit.


    mußt du mir noch mal erklären. wieso belasten, bei einem positiven L.-effekt?

    thx

    mfg
    tarantel

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    Alfred Marshall

  • Hallo,

    es ist richtig, dass bei Gewerbekunden im Gegensatz zu Firmenkunden noch oft Festkonditionen gelten. Aber auch hiervon kann abgewichen werden. Nichtsdestotrotz wird auch hier oft eine Bonitätsprüfung vorgenommen und wenn der Kunde nicht hinreichend gut ist, bekommt er gar keinen Kredit mehr, während der Firmenkunde immerhin noch Kredit zu schlechteren Konditionen bekommt.

    Die Ertragskraft wird insofern belastet, dass bei einer EK-Finanzierung solche gar nicht anfallen würden. Zudem können die Zinsen bei verschlechterter Unternehmenslage zu einem negativen Leverage-Effekt führen. Der Leverage-Effekt gilt ja nicht nur in eine Richtung. Er besagt eigentlich nur, dass die Eigenkapitalrendite volatiler wird. Volatilität ist jedoch ein Risikoindikator, d.h. das Risiko steigt, dass das Unternehmen insolvent wird. Dies wiederum führt zu zusätzlichen Kosten, d.h. Banken werden ggf. Konditionen anpassen, neue Sicherheiten fordern und Eigenkapitalgeber werden ihre Gewinnansprüche erhöhen.

    Viele Grüße

    Jens

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