Human Relation / Lean Produktion

  • Meine Fragen sind :
    1.Was versteht man unter Human Relation ?
    2.Wird durch die Lean Produktion eine humanes Arbeitsfeld geschaffen oder werden die Arbeiter durch die Lean Produktion nur ausgebeutet?

    Meine These ist nämlich, dass durch Lean Produktion der Betrieb größeren Gewinn erzielt und die Arbeiter aber trotzdem mehr motiviert sind! Stimmt das ? Könnte man sagen, dass durch die Lean Produktion einmal der Betrieb mehr Gewinn erzielt, gleichzeitig aber auch seine Arbeiter " glücklicher" macht?

    3.Oder hängt die Lean Produktion nicht mit der Humanisierung der Arbeit zusammen?

    Vielen Dank schon mal !

  • So, da ich meine Bücher schonmal gerade da habe,

    human relation - siehe Betriebsklima sagt mein schlaues ABWL Buch

    Zitat


    "Für den leistungswillen des Arbeitnehmers, für seine Bereitschaft, die volle Leistungsfähigkeit für den Betrieb einzusetzen, ist ein gutes Verhältnis zwischen dem Arbeitnehmer und seinem Vorgesetzen und zwischen der Arbeitskollegen untereinander mindestens ebenso wichtig wie die äußeren Arbeitsbedingungen.
    Diesen Bereich zwischenmenschlicher Beziehung im Betrieb, im angloamerikansichen Sprachgebracub humans relations ..."


    Wöhe: Einführung in die ABWL, 19. Aufl. S. 269

    Soviel also zur Definition und damit sollte Frage 1 beantwortet sein.
    Weiter zu Frage 2 & 3
    Also zu 3 würde ich sagen, da einer der Bestandteile von Lean Production, wie fast alle japanischen Management-Philoisophiene, die Schaffung eines neuen Selbstverstädnisses unter den Mitarbeitern beinhaltet, ist ein Bezug zur Humanisierung der Arbeitswelt sicherlich vorhanden.
    Die Frage ist jetzt nur, ist es die von dir gewünschte Win-Win Situation oder nicht. Von der Theorie her ist es sicherlich eine Schritt hin zu einem "humaneren" Arbeitsumfeld, das Problem ist halt nur immer die konkrete Umsetzung und die Reaktion der Mitarbeiter darauf.

    Lean-Management, Lean-Production und wie die Schlagwörter alle mehr heisen verspricht eine schlankere Organisation, das weglassen überflüssiger Schritte und Prozesse, die bessere Kommunikation mit den Mitarbeiter, die Integration das Kaizen-Konzeptes (was an für sich schon irgendwo Schwachsinn ist, da Kaizen von sich selbst behauptet lediglich ein Überwerk über die anderen japanischen Management-Konzepte zu sein, aber lassen wir dass) ...

    Im Endeffekt, lässt sich von der theoretischen Betrachtungsweise deine These problemlos stützen, durch bessere Einbeziehung fühlt sich der Miatarbeiter mehr gebraucht und mehr wertgeschätzt, dadurch sollte er "glücklicher" sein und das Konzept verspicht ja durch seine "Verschlankung" der Unternehmens-Systeme eine Kostenreduktion und dadurch auch mehr Gewinn

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  • Hallo, vielen Dank! Die Defintion hat mich ein wenig weiter gebracht!


    Aber irgendwie finde ich sieht es so aus als wurde die Lean Produktion in erster Linie eingeführt um mehr Gewinn zu erzielen , wobei an die Arbeiter erst an zweiter Stelle gedacht wurde.
    Zwar besteht eine Win - Win Situation, wobei jedoch der Betrieb klar im Vorteil ist, da er mehr Umsatz erzielt, da seine Mitarbeiter besser arbeiten, wahrscheinlich durch die verbesserte Einbeziehung. Jedoch bekommt der Mitarbeiter durch seine besser Produktivität nicht mehr Lohn, weshalb der Betrieb sein Gewinn extrem steigern kann. ( s. Zitat)

    Durch die Einführung der modernen Lean Production und durch Flexibilisierung der Arbeitszeit wurde in der monopolisierten Großindustrie die Ausbeutung in den letzten Jahren extrem gesteigert. Von 1991 bis 1997 stieg der Umsatz je Arbeiterstunde von 218,40 DM um 60% auf 347,80 DM. Der Lohnanteil am Umsatz sank in dieser Zeit von 11,9% auf 9,6%. Die Monopole sind bestrebt, die Löhne möglichst niedrig zu halten.
    http://64.233.179.104/search?q=cache:Uuby_jbSi5cJ:www.rf-news.de/rfnews/hintergrund/Grundsatzfragen/article_html/News_Item.2005-07-16.4615+Lean+Produktion+ausbeutung+der+Arbeiter&hl=de&ct=clnk&cd=2

    Also würde das ja heißen das die Lean Produktion die Arbeiter ausbeutet.
    Kann man dann eigentlich sagen, dass durch die Lean Production ein verbessertes Arbeitsklima entsteht? Steht sich die " Ausbeutungen" der Arbeiter und die Verbesserung des Arbeitsverhältnis nicht im Widerspruch?

    Jedoch würde sich dann die Frage stellen, wodurch die " Human Relation" erzielt werden kann, wenn nicht durch die Lean Production? ?(

    Lg Tina

  • Zitat

    Original von Tina_J
    Aber irgendwie finde ich sieht es so aus als wurde die Lean Produktion in erster Linie eingeführt um mehr Gewinn zu erzielen , wobei an die Arbeiter erst an zweiter Stelle gedacht wurde.


    Das ist der Grundgedanke hinter jeder Managementlehre. Es geht ja darum die Gewinne zu steigern, die Mitarbeiter sind Mittel zum Zweck, von daher finde ich den Begriff des Human Capital auch sehr schön passend.

    Zitat

    Original von Tina_J
    Zwar besteht eine Win - Win Situation, wobei jedoch der Betrieb klar im Vorteil ist, da er mehr Umsatz erzielt, da seine Mitarbeiter besser arbeiten, wahrscheinlich durch die verbesserte Einbeziehung. Jedoch bekommt der Mitarbeiter durch seine besser Produktivität nicht mehr Lohn, weshalb der Betrieb sein Gewinn extrem steigern kann. ( s. Zitat)

    Also erstmal das Zitat stammt aus einer sehr voreingenommenen Quelle, die klar dem linken sozialistischen "Gewerkschafts"spektrum zuzuordnen ist und die daher automatisch ideologisch argumentiert. Das soll nicht heißen, dass die Daten und Fakten nicht stimmen, ich kann diese nicht nachprüfen und muss sie daher genau wie du hinnehmen, doch der Tenor ist doch sehr Kapital- und Unternehmerfeindlich. Soviel also zur Quellenkritik.

    Ich gründe ein Unternehmen aus einem einzigen Grund, um Geld zu verdienen. Als Kapitaleigner zeichne ich Aktien auch aus einem einzigen Grund, um Geld zu verdienen. So, jetzt zur Frage, hat Lean Production/ Managment dazu geführt, dass die Unternehmen mehr verdient haben? Ich weiß es nicht, aber nehmen wir einfach mal an, dass sie das haben, was ist falsch daran. Gibst du bzw. kannst du sämtliche Produktivitätsgewinne an die Arbeitnehmer weitergeben? Nein, denn das würde ja bedeuten, dass für mich als Unternehmer oder als Management keine Vorteile aus dieser Maßnahem erwachsen würden. Soll ich sie also halbe halbe weitergeben? Oder 3/4 oder vielleicht nur 1/4? Im übrigen, warum soll ich sie überhaupt weitergeben, wenn die Tarifverträge mich dazu nicht zwingen, bzw. wenn andere Faktoren mich unter Druck setzen, wie z.B. das in vielen Branchen ständige Sinken der Preise. Es ist also mehr oder weniger eine Frage der eigenen ideologischen Ansichten inwieweit ich die Produktivitätszuwächse an die Arbeitnehmer weitergeben soll. Du musst dir dazu nur die aktuelle politische Debatte anschauen, wo z.B. Herr Lafontain diese Argumentationen ja vehement vertritt. Wenn dir Lafontain nicht gefällt nimm Prof. Bofinger, der vertritt ähnliche pro Lohnsteigerungsthesen. Contra kannst du dann Prof. Sinn nehmen, der vehement dagegen argumentiert. Eine "richtige" Lösung kann es bei so einer Frage nicht geben.

    Zitat

    Original von Tina_J
    Also würde das ja heißen das die Lean Produktion die Arbeiter ausbeutet.
    Kann man dann eigentlich sagen, dass durch die Lean Production ein verbessertes Arbeitsklima entsteht? Steht sich die " Ausbeutungen" der Arbeiter und die Verbesserung des Arbeitsverhältnis nicht im Widerspruch?

    Wie kommst du ständig auf Ausbeutung? Das ist doch alleine schon wieder ein sehr ideolgischer Begriff, der in einer Sachdebatte eigentlich nicht auftauchen sollte. "Der Arbeitnehmer verkauft seine Arbeitskraft an das Unternehmen" - "Der Arbeitnehmer bringt seine Arbeitskraft in das Unternehmen ein!" Beide Sätze sagen das selbe aus, doch du wirst zugeben, dass der zweite wesentlich besser klingt oder? Also vieles ist blanke Rethorik ohne wirklichen Sachinhalt. Aber weiter, glaubst du, dass die Arbeitnehmer in Deutschland ausgebeutet werden? Der normale Arbeitnehmer der am Band arbeitet? Ich persönlich sehe das nämlich nicht so und ich komme aus einer Arbeiterfamilie und mein Vater arbeitet seit mehr als 25 Jahren in der Fabrik, der argumentiert in diesem Feld im übrigen wesentlich stärker pro Kapital als ich selber. Steht also die abhängige Beschäftigung im Widerspruch zu einer Verbesserung des Arbeitsklimas? Mit Sicherheit nicht, sie steht nicht einmal im Widerspruch zu der von dir propagierten "Ausbeutung", denn wie schon gesagt der Mitarbeiter ist Mittel zum Zweck, er erwirtschaftet meine Erträge. Wenn ein glücklicher Arbeitnehmer mehr Leistet und mehr für mich erwirtschaftet, dann ist es doch selbst im Sinne eines Anhängers des reinen Manchesterkapitalismus, das Arbeitsklima zu verbessern um mehr Ertrag zu erzielen. Aber wie schon gesagt, Ausbeutung gibt es in meinen Augen nicht.

    Zitat

    Original von Tina_J
    Jedoch würde sich dann die Frage stellen, wodurch die " Human Relation" erzielt werden kann, wenn nicht durch die Lean Production? ?(


    Es gibt sehr sehr viele Management-Konzepte die eine Verbesserung der Human Relation versprechen, die kompletten Japanischen Modelle, wie z.B. schon von mir gesagt wurde und auch zahlreiche andere, schau dir einfach mal eine Jahrgangsausgabe einer Fachzeitschrift für Personalwesen an, da findest du mit Sicherheit zahlreiche Beiträge zu exakt diesem Thema

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