Ich muss für das 1.Semester Marketing eine Seminararbeit zum Thema "Urteilsheuristiken" anferitgen. Dazu habe ich noch keine Konkretisierung und stehe leider mit nicht viel mehr als den Auszügen aus allgem. Marketing Lehrbüchern da. Weder simples googlen und noch suchen nach dem Stichwort in Universitätsbibliotheken hat brauchbare Informationen gebracht. Besonders interessant wäre Literatur/ Artikel, die sich diesem Thema im Hinblick auf Wirtschaftspsychologie widmet (also nicht allgem. Psychologie), speziell B2B Bereich. Ich bin aber für jedwede Info sehr dankbar.
Urteilsheuristiken - anzufertigende Seminararbeit
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Vielleicht hilft ja das?
ZitatHandout
IL 160.615 Denken, Urteilen, Entscheiden
Lehrveranstaltungsleiterin: Frau Mag. Dr. Zdrahal-Urbanek JuliaThema:
„Repräsentativitäts-, Verfügbarkeits- und Ankerheuristik“Kraut Yvonne Mat. Nr. 8960066
Otti Daniela Mat. Nr. 0460318
Staber Alexandra Mat. Nr. 0261211
Wieczorek Nadja, Mag. Mat. Nr. 9660071Einleitung / Begriffsdefinitionen
Was ist aber eigentlich eine Heuristik? Was bedeutet der Begriff Urteilen in unserem Leben?
Das Wort Heuristik stammt ursprünglich aus dem Altgriechischen: heurísko
Zu Deutsch bedeutet es: Ich finde!Heuristiken sind Daumenregeln sprich Entscheidungshilfen, die schnelle Lösungen liefern und die Komplexität der Urteilsfindung reduzieren. D.h. man kann mit nur geringem kognitivem Aufwand in kurzer Zeit zur annähernd richtigen Urteilen und Entscheidungen kommen.
Wenn ein Mensch also vor einer Entscheidung steht, die in gewisser Weise unsicher ist. Für diese Entscheidung verwendet er eine Strategie, die wir Heuristik nennen. Warum aber ist eine Entscheidung unsicher: Entweder es herrscht ein Informationsmangel, d.h. man hat zu wenige Infos oder man hat zu viele Informationen, hier spricht man von einem Informationsüberfluss.
Die Repräsentativitätsheuristik, die Verfügbarkeitsheuristik und die Ankerheuristik
lassen sich unter dem Begriff der Urteilsheuristiken einordnen.Aber: Was ist eigentlich Urteilen?
• Nach Zimbardo und Gerigg ist Urteilen der Prozess, in dessen Verlauf Menschen, Meinungen bilden, Schlussfolgerungen treffen und Ereignisse und Personen auf der Grundlage vorhandener Information kritisch bewerten.
Das Produkt dieser mentalen Aktivität ist das Urteil.Mit Urteilen und dem Begriff Urteilsheuristiken verbunden ist aber auch der Begriff des Urteilsfehlers:
Von einem Urteilsfehler spricht man, wenn das abgegebene Urteil einer Person im Widerspruch zu einem allgemein anerkannten normativen Urteilsmodell steht.Die Urteilsheuristik ist also eine Strategie, um eine Urteil zu finden und beim Urteilsfehler ist dieses Urteils bereits abgegeben, aber falsch.
Beispiel „Vier-Karten-Problem“ (Wason, 1968)
Ein Proband hatte vier Karton vor sich, die jeweils auf der einen Seite mit einem Buchstaben und auf der gegenüberliegenden Seite mit einer Zahl bedruckt waren:E K 4 7
Die Aufgabe besteht darin, die Gültigkeit der folgenden Regel zu prüfen:
Wenn eine Karte auf der einen Seite ein Vokal hat, dann hat sie auf der anderen Seite eine gerade Zahl!Welche Karten müssen also umgedreht werden, um festzustellen, ob die Regel zutrifft oder nicht?
Im Originalversuch antworteten nur ca. 10 % der Versuchspersonen richtig, nämlich die Karten E und 7. Die Karte E ist informativ, weil auf der Rückseite der Karte eine gerade Zahl stehen muss, damit die Regel bestätigt werden kann. Auch die Karte mit der 7 ist informativ, weil die Regel falsifiziert wäre, wenn auf der anderen Seite ein Vokal wäre. Die Karten K und 4 sind dagegen nicht informativ, weil die Regel nichts darüber aussagt, was hinter einem Konsonanten (K) stehen muss bzw. die Regel nicht verbietet, dass hinter einem Konsonanten eine gerade Zahl stehen darf.Es handelt sich bei diesem Versuch also um einen Urteilsfehler, da das abgelaufene Urteil falsch ist, was durch logische Beweisführung bewiesen werden kann. Dieses Beispiel ist auch eine Beweis dafür, dass Menschen beim Prüfen von Hypothesen dazu neigen, vornehmlich nach Hypothesen-Bestätigenden Infos zu suchen und Hypothesen-Falsifizierende Infos vernachlässigen.
Urteilsverzerrungen
Bei Urteilsverzerrungen gibt eine Person auch ein Urteil ab, das Urteil wird aber durch irgendeinen Einfluss in eine andere Richtung gelenkt. Das Urteil wird also verzerrt. Im Unterschied zum Urteilsfehler kann man hier nicht mit Sicherheit sagen, dass das Urteil falsch ist, weil man keine bzw. noch keine eindeutige Lösung hat. Wenn man z.B. beantworten müsste welchen Kursstand die Siemens-Aktie am Ende des Jahres hat, so kann man zum Zeitpunkt der Urteilsabgabe keine eindeutige Lösung angeben. Man kann also im Falle einer Beeinflussung nicht von einem Fehler, sondern zur von einer Verzerrung sprechen.
Repräsentativitätsheuristik
(representativeness Heuristic)1. Definition
Die Repräsentativitätsheuristik ist eine Urteilsheuristik, die herangezogen wird, um Ereigniswahrscheinlichkeiten auf der Basis grober Ähnlichkeitsprinzipien zu schätzen bzw. ist eine einfache Suchmethode für die Entscheidung ob ein Ereignis A Element der Population B sei, gemäß der Ähnlichkeit zwischen A und B.2. Grundidee der Repräsentativitätsheuristik
Die Grundidee der Repräsentativitätsheuristik besteht darin ein bestimmtes Merkmal einer Kategorie bzw. einem Prototypen bestimmte Merkmale (Eigenschaften) – welche dann die Kategorie bilden – zuzuschreiben, wobei sich die Bezeichnung der Repräsentativität darauf bezieht wie typisch ein Element für eine Kategorie, eine Stichprobe für eine Grundgesamtheit oder eine Wirkung für eine Ursache ist.3. Urteilsheuristik des induktiven Schließens
Die Repräsentativitätsheuristik bezieht sich auf die Logik des induktiven Schließens. Darunter versteht man, dass aufgrund einer einzelnen Beobachtung oder Erfahrung allgemeine Schlussfolgerungen abgeleitet werden, indem Menschen frühere Informationen heranziehen, um Entscheidungen über ähnliche Sachverhalte in der Gegenwart zu treffen.4. Fehleinschätzungen der Repräsentativitätsheuristik
Urteilsheuristiken bieten zwar eine Entscheidungsreduktion, welche auch unter großer Unsicherheit schnelle und ökonomische Urteile ermöglichen, jedoch ist das Konzept selten an logischen Regeln orientiert und kann somit zu Fehlentscheidungen führen:
4.1. Überschätzung der Wahrscheinlichkeit von Konjunktionen
Beispiel:
Ein sehr bekanntes Beispiel ist das „Linda Problem“ von Tversky und Kahneman (1982):
Linda ist 31 Jahre alt, sie lebt allein, redet sehr freimütig und ist sehr klug. Sie hat auf einem College Philosophie studiert. Als Studentin war sie außerordentlich engagiert in Fragen sozialer Benachteiligung und anderen sozialen Problemen; sie nahm auch an Anti-Kernkraft-Demonstrationen teil. Welche Aussage halten Sie für wahrscheinlicher?
• Linda ist eine Bankangestellte.
• Linda ist eine Bankangestellte und in der Frauenbewegung aktiv.
Die überwiegende Zahl der Probanden hielt die zweite Aussage für wahrscheinlicher als die erste Aussage. Aus statistischer Sicht ist das ein Fehler, denn die Wahrscheinlichkeit das Linda Bankangestellte und Feministin ist kann nicht größer sein als jedes Einzelereignis, also das Linda Bankangestellte oder Feministin ist. Aufgrund dieser Feststellung wurde dieses Phänomen von Tversky und Kahneman als die Überschätzung der Wahrscheinlichkeit von Konjunktionen bezeichnet.
Die nachfolgende Abbildung zeigt die Repräsentanz aller Bankangestellten und Feministinnen bzw. aller Feministinnen welche Bankangestellte sind und zeigt deutlich, dass die Menge der Frauen die Feministinnen und Bankangestellte sind nicht größer sein kann als die Menge der Bankangestellten überhaupt.4.2. Vernachlässigung der Basisrate
Beispiel:
Herr Schulze interessiert sich für Modellflugzeuge, Schach und Computer. Was denken Sie welchen Beruf er ausübt?
• Lehrer
• PhysikerDie gegebenen Informationen sind für den Beruf des Physikers repräsentativer als für den des Lehrers. Dabei lässt man aber außer Acht, dass die tatsächliche Basisrate an Lehrern (d. h. ihre relative Häufigkeit in der Bevölkerung) wesentlich höher ist, als die der Physiker.
Das bedeutet demnach das gegenwärtige Informationen mit der in unserem Gedächtnis gespeicherten Informationen über typische Repräsentationen verglichen und einem Prototyp zugeordnet werden oder anders formuliert: Die subjektive Wahrscheinlichkeit für ein Ereignis ist umso größer, je repräsentativer das Ereignis für die Population ist, aus der es kommt.4.3. Das Gesetz der Stichprobengröße
Ein Beispiel von Tversky und Kahneman: Sie sind ein relativ schwacher Squash-Spieler und wollen mit einem Freund, der ein starker Spieler ist, ein Spiel um Punkte machen. Er fragt Sie, ob Sie lieber um 9 Punkte oder um 15 Punkte spielen wollen. Wofür entscheiden Sie sich - d. h. bei welchem Spiel ist Ihre Gewinnwahrscheinlichkeit größer?• 9 Punkte
• 15 PunkteDie meisten Probanden meinen, dass es keinen Unterschied mache, ob man mit 9 oder 15 Punkte spiele. Tatsächlich erhöht sich aber die Wahrscheinlichkeit (in diesem Fall die Gewinnwahrscheinlichkeit), umso größer die Stichprobe ist. Das bedeutet das Spiel um 9 Punkte bringt also eine weniger repräsentative Serie von Spielereignissen als ein Spiel um 15 Punkte, und insofern ist auch die Gewinnwahrscheinlichkeit hier größer.
4.4. Fehlwahrnehmung von Zufälligkeiten
Beispiel:
Auf welche Lottoserie würden Sie eher wetten?
• 3 – 8 – 15 – 22 – 33 – 42
• 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6Lösung: Die beiden Serien sind objektiv gleich wahrscheinlich. Die meisten Menschen halten jedoch die erste Serie für wahrscheinlicher, als die zweite, die einfach nicht „zufällig“ aussieht. Tatsächlich sind aber beide Serien gleich wahrscheinlich, da die einzelnen Zahlen unabhängig voneinander sind.
4.5. Außerachtlassung der Regression zur Mitte
Ein Beispiel von Tversky und Kahneman:
Erfahrene Ausbilder von Piloten äußerten, dass ein Lob bei Ihnen dazu führt, das Flugzeug härter zu landen, als wenn sie Kritik aufgrund einer härteren Landung erfahren haben. Sie schlossen daraus, dass verbales Loben den Lernprozess eher beeinträchtige, während verbaler Tadel sich eher positiv auswirke. Dabei berücksichtigten sie jedoch nicht, dass besondere gute wie auch schlechte Landungen extreme Abweichung von der „durchschnittlichen“ Landung darstellen und die Statistik zeigt, dass nach einer besonders guten Landung ohnehin wieder mit einer schlechteren „Durchschnittslandung“ (oder umgekehrt) zu rechnen ist.
Das bedeutet, dass extreme Ausgänge eines Zufallsprozesses hinsichtlich ihrer Gültigkeit und damit ihrer Wahrscheinlichkeit überschätzt werden bzw. man glaubt, dass künftige Ereignisse so ähnlich oder repräsentativ sein müssten als frühere Ereignisse.5. Verbesserung der Urteils- und Entscheidungsfähigkeit
Um die Urteils- bzw. Entscheidungsfähigkeit zu verbessern, sollten hinsichtlich der Repräsentativitätsheuristik folgende Hinweise berücksichtigt werden:
Ø Überschätzen Sie nicht die Wahrscheinlichkeit von kausalen Zusammenhängen: Umso genauer der hypothetische Zusammenhang von aufeinanderfolgenden Ereignissen ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens – auch wenn dieser Zusammenhang für das voraussichtliche Ergebnis perfekt repräsentativ erscheint.
Ø Beachten Sie nach Möglichkeit die Basisrate: Basisraten bezeichnen die Häufigkeit mit der ein bestimmtes Merkmal in einer bestimmten Gruppe auftritt und sind dann von besonderer Bedeutung, wenn ein Ereignis sehr selten oder sehr häufig ist. Das bedeutet umso seltener bzw. häufiger ein Ereignis eintritt, desto unwahrscheinlicher ist deren Repräsentativität für das Ergebnis.
Ø Erinnern Sie sich an die Zufälligkeit von Wahrscheinlichkeiten: Regelmäßigkeiten sind untypisch für Zufallsprozesse, d. h. es gibt keinen Zusammenhang zwischen vorangegangenen Ereignissen und zukünftigen Ergebnissen.
Ø Missinterpretieren Sie nicht die Regression zur Mitte: Ein gutes Ergebnis ist nicht unbedingt die Folge eines schlechten Ergebnisses (oder umgekehrt), denn außergewöhnliche Leistungen zeichnen sich durch mehr aus.
Verfügbarkeitsheuristik
(availability heuristic)1. Definition:
Dient dazu Häufigkeiten von Ereignissen oder die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens anhand der Abrufbarkeit aus dem Gedächtnis einzuschätzen und diese für die Urteilbildung zu nutzen.Allgemein formuliert:
Die subjektive Wahrscheinlichkeit für ein Ereignis ist umso größer, je leichter oder schneller man in der Lage ist, sich Beispiele für das Ereignis vorzustellen oder in Erinnerung zu rufen.In Form von Regeln ausgedrückt kann man diese Heuristik folgendermaßen beschreiben:
"Wenn mir ein Ereignis leicht einfällt, dann wird es wohl häufig auftreten", oder "Wenn ich mir ein Ereignis leicht vorstellen kann, dann wird es wohl häufig vorkommen“.2. Wie kommt man zu einem Urteil?
Bestimmte Informationen werden aus dem Gedächtnis abgerufen und zwar durch die Verfügbarkeit der erinnerbaren Wörter. Dies geschieht mit einer gewissen Leichtigkeit (bzw. Schwierigkeit) und dies wiederum wird genutzt, um zu einem Urteil zu kommen. Zum Beispiel bestimmt die Abrufbarkeit von Risikoereignissen die Beurteilung von Risiken. Dies führt in vielen Fällen zu korrekten Urteilen. Es gibt aber auch Umstände, die zu ungenauen oder falschen Urteilen (biases) führen, wenn man diese Heuristik anwendet.3. Einige der Fehler:
Beeinflussung durch Lebhaftigkeit der Darstellung
Ein Urteil ist davon abhängig, wie lebhaft man sich ein Ereignis vorstellen kann oder wie lange es her ist, dass man ein ähnliches Ereignis selbst erlebt hat, also wie „frisch“ die Erinnerung an das Erlebte noch ist.
Ein Beispiel:
Eine Person hat gerade gestern auf der Autobahn einen schweren Verkehrsunfall miterlebt. Wenn diese Person heute gefragt wird, wie wahrscheinlich schwere Verkehrsunfälle auf Autobahnen sind, wird die Schätzung deutlich höher ausfallen als die Schätzung einer Person, die schon lange keinen Unfall mehr selbst gesehen hat.Beeinflussung durch Präsenz des Ereignisses
In diesem Fall wird die relative Häufigkeit des Ereignisses vernachlässigt. Das Urteil ist davon bestimmt, wie häufig man von einem Ereignis gehört hat.
Ein Beispiel aus einer Studie von Russo und Schoemaker (1989):
Welches der folgenden Ereignisse verursacht in den USA jährlich mehr Todesfälle?
A: Magenkrebs
B: AutounfälleDie meisten Befragten meinten, dass mehr Menschen durch Autounfälle sterben als durch Magenkrebs. Tatsächlich sterben mehr als doppelt so viele Menschen durch Krebs als durch Unfälle.
Die Überschätzung der Wahrscheinlichkeit von Autounfällen wird darauf zurückgeführt, dass die Medien weitaus häufiger über Unfälle berichten als über Fälle von Magenkrebs, über die allenfalls ab und zu eine Gesamtzahl veröffentlicht wird.Die „availability heuristic“ von den Autoren Amos Tversky und Daniel Kahneman geht also von einem fundamentalen Prinzip der Gedächtnispsychologie aus:
z. B.: Zwei Ereignisse treten sehr oft gemeinsam auf (z. B. beim Lernen von Vokabeln – deutsches Wort und das dazugehörige englische Wort); wenn nun nur ein Ereignis vorliegt oder auftritt, dann wird sehr wahrscheinlich das zweite Ereignis von unserem Gedächtnis mitaktiviert. Nach diesem Prinzip entsteht Verfügbarkeit als Leichtigkeit des Abrufs (äußert sich in einer höheren Abrufgeschwindigkeit und damit entstehen schneller bestimmte assoziative Verknüpfungen)......
ut -
Das ist auf jeden Fall schon einmal ein Anfang.
Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort.