Umwelt - ein knappes Gut

  • Hallihallo

    Ich hänge momentan an einer Fallstudie in VWL zu folgender Fragestellung:

    Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat unlängst in einem gutachten folgende Aussage getätigt:
    "Die Umwelt muss als das begriffen werden, was sie in Wirklichkeit ist, nämlich als ein knappes Gut."
    Diskutieren Sie diese Aussage.

    Ich würde mich freuen, wenn Ihr hierzu Anregungen hättet...

    Schöne Grüße aus dem Schnee, Dary

    dary

  • Hallo erstmal,

    nur eine Kleinigkeit zwischendurch: wir hatten das Thema bei Produktionswirtschaft und 3 Sätze habe ich mir gemerkt, Formeln und Gleichungen nicht ;(.
    Erzähle einfach mal ungeordnet was...

    Man muss zwischen nachwachsenden und nicht nachwachsenden Ressourcen unterscheiden, wobei es unterschiedliche Wachstumsgeschwindigkeiten gibt.
    Dieses muss man immer berücksichtigen. Daher ist z.B. Holz
    nur irgendwie vorrübergehend Knapp, wenn man genug anpflanzt.
    Erdöl "wächst" aber sogut wie nicht nach (Millionen von Jahren..).
    Also die "Erholung" der Natur durch eigene Kräfte ist zu bedenken.

    Die knappe Ressource an sich ist wichtig, aber es gibt noch Kosten und Folgen durch Abbau und Transport (Benzin für Bagger und Transport etc.) - muss man das also für die Umweltbilanz berücksichtigen.
    Die LKWs und Abbaugeräte wurden auch nicht Umweltneutral hergestellt.

    Es gibt neben reinen Verbrauch auch Nebeneffekte, wie z.B. Abgase, Wasserverschmutzung etc. - muss also auch berücksichtigt werden.
    Also verbrennt man 1 kg Holz, sind nicht nur 1 kg Holz weg, sondern auch xx mg CO2 entstanden u.s.w.

    Dann gibt es noch Kosten für Krankheiten durch Umweltverschmutzung,
    also die Heilkosten für Erkrankte, Arbeitsausfall ...


    Mehr weiss ich jetzt nicht, hoffe da war irgendwas brauchbares drin.

    Grüsse

  • Da ich mich mit dem Thema noch nie auf der offiziellen akademischen Ebene Beschäftigt habe, kann ich also nur meine eigenen Gedanken dazu anbieten:

    Zitat

    "Die Umwelt muss als das begriffen werden, was sie in Wirklichkeit ist, nämlich als ein knappes Gut."

    Das erste was mir dazu einfällt ist, dass die Aussage ziemlich ideologisch gefärbt ist.
    Zunächst würde ich einmal dafinieren was Umwelt überhaupt ist? Wir leben in Europa, einem Gebiet das seit mehr als 2000 Jahren stärker oder schwächer kultiviert wird, von daher kann ich Sabine-123's Aussage über die unterschiedlichen Wachstumsgeschwindigkeiten nur zustimmen, aber definieren wir in diesem Kontext ,also die Natur nur als wirtschaftliche Ressource, die wir verbrauchen, den Begriff der Umwelt nicht viel zu eng? Ist die Natur also wirklich ein begrenztes, ein knappes Gut oder ist es lediglich unsere eingeschränkte Definition, die diese Knappheit des ja unheimlich weiten und großen Begriffes herbeiführt?

    Was definieren wir also als Umwelt? Fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl, Gas - hierbei kann man nur zustimmen, dass diese Stoffe begrenzt sind, aber sind sie damit auch automatisch knapp? Knapp sind sie nur dann, wenn wir sie verbrauchen, was wir zur Zeit sicherlich in rauen Mengen tun, vor zweihundert Jahren war der Verbrauch von Öl marginal und damit war dieses Gut auch nicht knapp. Wenn also wirklich irgendwann mal die Fusionskraft an die Tür klopft und unsere Autos mit Wasserstoff fahren, würde auch Öl kein knappes Gut mehr sein, da es nicht mehr gebraucht und damit verbraucht werden würde.
    Definieren wir die Umwelt als unzerstörte, urwüchsige Natur? Ist dies ein knappes Gut? Mal ganz abgesehen davon, dass wir in einer Jahrtausendealten Kulturlandschaft leben? Die jüngste Vergangenheit zeigt die unglaubliche Regenerationsfähigkeit des Ökosystems - es stellt sich also wieder die von Sabine-123 bereits aufgeworfene Frage des Zeitraums. Die Abholzung und Zerstörung des armen, armen Regenwaldes? Ein Beispiel vor der eigenen Haustür zeigt die unglaubliche Regenarationsfähigkeit selbst eines so komplexen Ökosystems, nämlich der Bayrische Wald. Oder nimm den Regenwald selbst, der vor wenigen Jahrhunderten die Inka, Maya und wie sie alle heisen verschlungen hat und das von diesen Kulturlandschaften nutzbar gemachte Land wieder "renaturiert" hat. Also wieder eine Frage der zeitlichen Dimension und im Endeffekt wieder die Frage ist ein begrenztes Gut automatisch knapp?

    Definieren wir Umwelt als das gesamte Ökosystem unseres Planeten, ist dies ein knappes Gut? Wie gerade schon ausgefüht begrenzt ist es sicherlich, begrenzt auf eine Kugel mit ca. 42.000 km Umfang am Äquator, aber ist dieses komplexe System wirklich nachhaltig von uns gestört worden, so dass es sich wirklich verbraucht und nicht regeneriert, so dass es in absehbarer Zeit wirklich komplett verbraucht ist und somit der Definition des Begriffes knapp, also nicht in ausreichendem Maße vorhanden entspricht?

    Als Fazit aus dieser Überlegung würde ich zunächst ziehen, dass der "Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung" hier eine unzulässige Verallgemeinerung gebraucht hat. Anschließend im Sinne einer volkswirtschaftlichen, also rein ökonomischen Betrachtung muss ich die hier getroffene Aussage verneinen, da sie bei weitem zu absolutistisch ist und den vielen wirtschaftlichen Facetten des Themas in keinster Weise gerecht wird. Zustimmen kann ich ihr persönlich nur in einem sehr begrenzten Rahmen, bezogen auf eine sehr kurze zeitliche Dimension und auch dort ist diese Zustimmung nur sehr halbherzig, da der Wandel zum ökologisch sinnvollen Handeln in den westlichen Industrieländern zusehends zunimmt und bei der rasanten technischen Entwicklung wenn man ein großer Optimist ist schon in zehn Jahren dort absoluter Humbug sein könnte.

    Wie gesagt, dies sind meine eigenen Gedankenspiele zu dem Thema und ich erhebe keinesfalls den Anspruch hier eine Wahrheit verkündet zu haben.

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