Die Rede von US-Präsident George Bush vom Montagabend (17.3.03)

  • Großartige Kommentare und Analyseversuche ersprare ich mir jetzt einfach mal. Trotzdem interessant für jeden, der sie nicht im Fernsehen verfolgen konnte. Gegenargumente gib es z.B. bei unserem "Partnermagazin" dem Spiegel.

    "Der Tyrann wird bald verschwunden sein"

    US-Präsident George W. Bush hat der irakischen Staatsführung ein Ultimatum von 48 Stunden zum Verlassen des Landes gestellt. Die Fernsehansprache Bushs vom Montagabend im Weißen Haus in Washington hat nach einer inoffiziellen Übersetzung folgenden Wortlaut:

    Meine Mitbürger, die Ereignisse in Irak haben jetzt die letzten Tage der Entscheidung erreicht. Seit mehr als einem Jahrzehnt haben die Vereinigten Staaten und andere Nationen geduldige und ehrenhafte Versuche unternommen, um das irakische Regime ohne Krieg zu entwaffnen. Dieses Regime hat als Bedingung für das Ende des Kriegs am Persischen Golf 1991 versprochen, alle seine Massenvernichtungswaffen offen zu legen und zu zerstören.

    Seitdem hat sich die Welt in zwölf Jahren der Diplomatie engagiert. Wir haben mehr als ein Dutzend Resolutionen im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verabschiedet. Wir haben hunderte von Waffeninspekteuren geschickt, um die Abrüstung Iraks zu überwachen.

    Unsere Gutgläubigkeit ist nicht erwidert worden. Das irakische Regime hat die Diplomatie als Mittel genutzt, um Zeit und Vorteile zu gewinnen. Sie hat auf immer gleiche Weise Resolutionen des Sicherheitsrates missachtet, die volle Abrüstung verlangen. Die UN-Waffeninspekteure sind über die Jahre hinweg von irakischen Beamten bedroht, elektronisch belauscht und systematisch getäuscht worden. Friedliche Bemühungen zur Entwaffnung des irakischen Regimes sind immer wieder gescheitert, weil wir es nicht mit friedlichen Leuten zu tun haben.

    Geheimdienstinformationen dieser und anderer Regierungen lassen keinen Zweifel, dass das irakische Regime weiterhin einige der tödlichsten Waffen besitzt und versteckt, die jemals entworfen wurden. Dieses Regime hat bereits Massenvernichtungswaffen gegen Nachbarländer Iraks und gegen das irakische Volk eingesetzt.

    Das Regime hat eine Geschichte rücksichtsloser Aggression im Nahen und Mittleren Osten. Es ist von tiefem Hass gegenüber Amerika und unseren Freunden erfüllt und hat Terroristen, darunter solchen der El Kaida, geholfen, sie ausgebildet und aufgenommen. Die Gefahr ist klar: Mit dem Einsatz chemischer, biologischer oder eines Tages auch nuklearer Waffen, beschafft mit der Hilfe Iraks, könnten die Terroristen ihre erklärten Ziele erreichen und tausende oder hunderttausende von unschuldigen Menschen in unserem oder einem anderen Land töten.

    Die Vereinigten Staaten und andere Nationen haben nichts getan, um diese Bedrohung zu verdienen oder dazu einzuladen, aber wir werden alles tun, um sie zu besiegen. Anstatt der Tragödie entgegen zu treiben, werden wir einen Kurs zur Sicherheit einschlagen. Ehe der Tag des Schreckens kommen kann, ehe es zu spät zum Handeln ist, wird diese Gefahr beseitigt werden.

    Die Vereinigten Staaten haben die souveräne Autorität, Gewalt einzusetzen, um ihre eigene nationale Sicherheit zu garantieren. Diese Pflicht obliegt mir als Oberbefehlshaber auf Grund des Eides, den ich geschworen haben,auf Grund des Eides, den ich einhalten werde.

    In Anerkennung der Bedrohung unseres Landes hat der Kongress der Vereinigten Staaten im vergangenen Jahr mit überwältigender Mehrheit dafür gestimmt, den Einsatz von Gewalt gegen Irak zu unterstützen. Amerika hat versucht, mit den Vereinten Nationen zusammenzuarbeiten, um auf diese Bedrohung zu antworten, weil wir die Frage friedlich lösen wollten. Wir glauben an die Mission der Vereinten Nationen.

    Ein Grund, warum die Vereinten Nationen nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurden, bestand darin, sich aktiv und frühzeitig aggressiven Diktatoren entgegen zu stellen, ehe sie die Unschuldigen angreifen und den Frieden zerstören können. Im Fall Irak hat der Sicherheitsrat in den frühen 1990er Jahren gehandelt. Gemäß der Resolutionen 678 und 687, beide immer noch in Kraft, sind die Vereinigten Staaten und unsere Verbündeten ermächtigt, Gewalt einzusetzen, um Irak von Massenvernichtungswaffen zu befreien.

    Dies ist nicht eine Frage der Autorität, es ist eine Frage des Willens. Im September vergangenen Jahres ging ich zur UN-Generalversammlung und rief die Nationen der Welt dazu auf, sich zu vereinen und ein Ende dieser Gefahr herbeizuführen. Am 8. November hat der Sicherheitsrat einstimmig die Resolution 1441 verabschiedet. Er hat festgestellt, dass Irak seine Verpflichtungen im Kern gebrochen hat, und ernsthafte Konsequenzen angekündigt, falls Irak nicht umfassend und sofort abrüstet.

    Heute kann womöglich keine Nation beanspruchen, dass Irak abgerüstet hat. Und es wird nicht abrüsten, so lange Saddam Hussein an der Macht ist. Die Vereinigten Staaten und unsere Verbündeten haben sich in den letzten viereinhalb Monaten im Sicherheitsrat darum bemüht, die seit langem feststehenden Forderungen dieses Rates zu erzwingen. Einige ständige Mitglieder des Sicherheitsrates haben aber öffentlich erklärt, dass sie gegen jede Resolution ihr Veto einlegen werden, die die Abrüstung Iraks erzwingt. Diese Regierungen teilen unsere Bewertung der Gefahr, aber nicht unsere Entschlossenheit, ihr zu begegnen.

    Viele Nationen haben jedoch die Entschlossenheit und Kraft, gegen diese Bedrohung des Friedens vorzugehen, und jetzt sammelt sich eine breite Koalition, um die gerechten Forderungen der Welt zu erzwingen. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ist seiner Verantwortung nicht gerecht geworden, daher werden wir uns zu unserer Verantwortung erheben.

    In den jüngsten Tagen haben einige Regierungen im Nahen und Mittleren Osten ihren Teil beigetragen. Sie haben in öffentlichen und vertraulichen Botschaften den Diktator aufgerufen, Irak zu verlassen, damit die Abrüstung friedlich voranschreiten kann. Er hat sich bisher geweigert. All die Jahrzehnte der Täuschung und Grausamkeit haben nun ihr Ende erreicht. Saddam Hussein und seine Söhne müssen Irak innerhalb von 48 Stunden verlassen. Ihr Weigerung, dies zu tun, wird zu einem militärischen Konflikt führen, der zu einem Zeitpunkt unserer Wahl beginnt.

    Alle ausländischen Staatsbürger, einschließlich Journalisten und Inspekteure, sollten Irak um ihrer eigenen Sicherheit willen sofort verlassen.

    Viele Iraker können mich heute Abend übersetzt in einer Radioübertragung hören und ich habe eine Botschaft für sie: Wenn wir einen militärischen Feldzug beginnen müssen, wird er nicht gegen Sie, sondern gegen die rechtlosen Männer gerichtet sein, die Ihr Land regieren. Während unsere Koalition ihnen ihre Macht nimmt, werden wir die Nahrung und Medizin liefern, die Sie brauchen. Wir werden den Apparat des Terrors niederreißen und wir werden Ihnen helfen, ein neues Irak zu bauen, dass wohlhabend und frei ist.

    In einem freien Irak wird es keine aggressiven Kriege mehr gegen Ihre Nachbarn geben, keine Giftfabriken, keine Hinrichtungen von Dissidenten, keine Folterkammern und keine Räume für Vergewaltigungen. Der Tyrann wird bald gegangen sein. Der Tag Ihrer Befreiung ist nahe.

    Es ist zu spät für Saddam Hussein, um an der Macht zu bleiben. Es ist nicht zu spät für die irakischen Streitkräfte, ehrenhaft zu handeln und Ihr Land zu schützen, indem sie den friedlichen Eintritt von Koalitionskräften zur Ausschaltung von Massenvernichtungswaffen erlauben. Unsere Streitkräfte werden den irakischen Militäreinheiten klare Anweisungen zu Handlungen geben, die sie ausführen können um zu vermeiden, dass sie angegriffen und vernichtet werden.

    Ich rufe jedes Mitglied der irakischen Militär- und Geheimdienste auf: Wenn der Krieg kommt, so kämpfen Sie nicht für ein sterbendes Regime, das Ihr eigenes Leben nicht wert ist. Und alle militärischen und zivilen Bediensteten Iraks sollten sorgfältig auf diese Warnung hören:

    In jeder Art von Konflikt wird Ihr Schicksal von Ihren Handlungen abhängen. Zerstören Sie keine Ölquellen, eine Quelle des Reichtums, die dem irakischen Volk gehört. Befolgen Sie keine Befehle zum Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen wen auch immer, auch nicht gegen das irakische Volk. Kriegsverbrechen werden verfolgt werden, Kriegsverbrecher werden bestraft werden, und es wird keine Verteidigung sein zu sagen Ich habe nur Befehle ausgeführt.

    Sollte Saddam Hussein die Konfrontation wählen, kann das amerikanische Volk wissen, dass jede Maßnahme ergriffen worden ist, um Krieg zu vermeiden, und dass jede Maßnahme ergriffen wird, um ihn zu gewinnen. Die Amerikaner kennen die Kosten des Konflikts, weil wir sie in der Vergangenheit bezahlt haben. In einem Krieg gibt es keine andere Sicherheit als die, dass es Opfer geben wird.

    Aber die einzige Art, Schaden und Dauer eines Krieges zu verringern, besteht darin, die volle Kraft und Macht unseres Militärs einzusetzen, und wir sind darauf vorbereitet, dies zu tun. Wenn Saddam Hussein versucht, sich an die Macht zu klammern, wird er bis zum Ende ein tödlicher Gegner bleiben. In der Verzweiflung könnten er und terroristische Gruppen versuchen, terroristische Operationen gegen das amerikanische Volk und unsere Freunde auszuführen. Diese Angriffe sind nicht unvermeidlich. Sie sind aber trotzdem möglich.

    Und gerade diese Tatsache unterstreicht den Grund, warum wir nicht unter der Drohung von Erpressung leben können. Die terroristische Bedrohung für Amerika und die Welt wird in dem Augenblick verringert, in dem Saddam Hussein entwaffnet wird.

    Unsere Regierung ist in erhöhter Aufmerksamkeit gegenüber diesen Gefahren. Gleichzeitig mit unseren Vorbereitungen, einen Sieg in Irak sicherzustellen, ergreifen wir weitere Maßnahmen, um unsere Heimat zu schützen. In den vergangenen Tagen haben die amerikanischen Behörden bestimmte Personen ausgewiesen, die Verbindungen zu irakischen Geheimdiensten haben. Neben anderen Maßnahmen habe ich zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen auf unseren Flughäfen und verstärkte Patrouillen der Küstenwache in den größeren Seehäfen angeordnet. Das Ministerium für Innere Sicherheit arbeitet eng mit den Gouverneuren der Nation zusammen, um in ganz Amerika die bewaffnete Sicherheit in kritischen Einrichtungen zu erhöhen.

    Sollten Feinde unser Land angreifen, würden sie versuchen, mit Panik unsere Aufmerksamkeit abzulenken und unsere Moral mit Angst zu schwächen. Darin würden sie scheitern. Keine Handlung von ihrer Seite kann den Kurs verändern oder die Entschlossenheit dieses Landes ins Schwanken bringen. Wir sind ein friedliches Volk, aber wir sind kein zerbrechliches Volk. Und wir lassen uns nicht von Gangstern und Mördern einschüchtern. Wenn es unsere Feinde wagen, uns anzugreifen, werden sie und alle ihre Helfer mit schrecklichen Konsequenzen konfrontiert werden.

    Wir handeln jetzt, weil die Risiken der Untätigkeit weit größer sein würden. In einem Jahr oder in fünf Jahren wäre die Fähigkeit Iraks, allen freien Nationen Schaden zuzufügen, um ein Vielfaches größer. Mit diesen Fähigkeiten könnten Saddam Hussein und seine terroristischen Verbündeten den Augenblick des tödlichen Konflikts wählen, wenn sie am stärksten sind. Wir entscheiden uns, dieser Bedrohung jetzt zu begegnen, da sie entsteht, ehe sie plötzlich an unserem Himmel und in unseren Städten auftauchen kann.

    Die Sache des Friedens verlangt, dass alle freien Nationen neue und unbestreitbare Realitäten erkennen. Im 20. Jahrhundert haben einige entschieden, mörderische Diktatoren zu beschwichtigen. Deren Bedrohung konnte sich so zu Völkermord und globalem Krieg auswachsen. In diesem Jahrhundert könnte eine Appeasement-Politik Zerstörungen von einer Art hervorbringen, die nie zuvor auf dieser Erde erlebt wurde, wenn sich böse Männer zu chemischem, biologischem und nuklearem Terror verschwören. Terroristen und terroristische Staaten enthüllen diese Drohungen nicht in formellen Erklärungen mit einer fairen Ankündigung.

    Es ist keine Selbstverteidigung, wenn man auf solche Feinde erst dann antwortet, wenn sie zuerst zugeschlagen haben. Das ist Selbstmord. Die Sicherheit der Welt erfordert, dass Saddam Hussein jetzt entwaffnet wird.

    Während wir die gerechten Forderungen der Welt erzwingen, werden wir auch den höchsten Verpflichtungen unseres Landes nachkommen. Im Unterschied zu Saddam Hussein glauben wir, dass das irakische Volk menschliche Freiheit verdient und dazu fähig ist. Und wenn der Diktator verschwunden ist, können sie im ganzen Nahen und Mittleren Osten ein Beispiel für eine vitale und friedliche und sich selbst regierende Nation geben.

    Die Vereinigten Staaten werden zusammen mit anderen Ländern daran arbeiten, Freiheit und Frieden in dieser Region voranzubringen. Unser Ziel lässt sich nicht über Nacht verwirklichen, aber es kann mit der Zeit kommen. Die Macht und die Attraktivität menschlicher Freiheit wird in jedem Leben und in jedem Land gespürt. Und die größte Macht der Freiheit ist es, Hass und Gewalt zu überwinden und die schöpferischen Gaben von Männern und Frauen darauf zu richten, den Frieden zu verfolgen. Das ist die Zukunft, die wir wählen.

    Freie Nationen haben eine Pflicht, unser Volk zu verteidigen, indem sie sich gegen den Gewaltsamen vereinen. Und heute Abend akzeptieren Amerika und unsere Verbündeten diese Verantwortung, wie wir es früher auch getan haben.

    Gute Nacht und möge Gott Amerika auch weiterhin segnen.

    (http://sueddeutsche.de/AP)

    Quelle: Klicke hier
    Die Rede im englischen O-Ton: Klicke hier

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  • hatte die rede nicht im fernsehen gesehen.
    aber interessant zu lesen.
    hoffentlich stimmt es auch was er sagt und er macht den krieg nicht nur um seiner selbst willen oder sonst weswegen.

  • Zitat

    Original von Ghost
    hatte die rede nicht im fernsehen gesehen.
    aber interessant zu lesen.
    hoffentlich stimmt es auch was er sagt und er macht den krieg nicht nur um seiner selbst willen oder sonst weswegen.

    Wir werden es wohl nie erfahren. :dark

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